Fröhliche Narrenzeit, aber nicht endlose Narrenfreiheit, so die kurze Zusammenfassung der Ereignisse im niedersächsischen Braunschweig, beim alljährlichen “Schoduvel”, dem größten Faschingsumzug im Norden des Landes.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens war laut Medienmeldung am Sonntag auf einem Motivwagen gemeinsam mit Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (beide SPD) bei dem rund sechs Kilometer langen Umzug mit anwesend. Am frühen Nachmittag kam es dann zu dem “Zwischenfall” eines versuchten Becherwurfs auf die Ministerin. Laut Polizeimeldung sei jedoch nur “ein unbeteiligter Dritter nass geworden”. Es folgte allerdings trotzdem eine Festnahme samt Strafanzeige.
Laut Medienmeldungen hatten sich an der Wegstrecke mit Beginn des Umzugs immer wieder Fußballfans des lokalen Zweitligavereins Eintracht Braunschweig bemerkbar gemacht, die lautstark gegenüber der Politikerin ihren Unmut darüber äußerten, “dass die Innenministerin in den vergangenen Monaten maßgeblich daran beteiligt war, die Reduzierung des Gästefankontingents bei den Niedersachsenderbys durchzusetzen.” So heißt es weiter zu der Stimmung:
“Zahlreiche Plakate waren zu sehen. Nicht etwa jedoch an den kommenden Gegner adressiert, sondern an Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD). ‘Ohne Fans kein Derby’, ‘Daniela, verpiss dich’, ‘Behrens muss fallen’, ‘Populistische Politiker begraben’ oder ‘Freiheit für die Kurven’ war darauf zu lesen. Die Plakathalter trugen eine Behrens-Maske mit Clownsnase. Vereinzelt mischten sich ‘Behrens raus’-Rufe unter die Karnevalsmusik.”
Um 15:00 Uhr meldete die Braunschweiger Polizei dann via X-Posting:
“Unsere Innenministerin, die ebenfalls am Umzug teilnimmt, wurde aus der Masse heraus beleidigt. Die Identität der Störer wurde festgestellt und ein Strafverfahren eingeleitet.”
#bs0203 | BeleidigungUnsere Innenministerin, die ebenfalls am Umzug teilnimmt, wurde aus der Masse heraus beleidigt. Die Identität der Störer wurde festgestellt und ein Strafverfahren eingeleitet.
— Polizei Braunschweig (@Polizei_BS) March 2, 2025
Die Webseite “RegionalHeute-Braunschweig” berichtet:
“So habe es auf Höhe des Bohlweges den Versuch eines tätlichen Angriffs gegeben. Ein Mann habe einen gefüllten Becher in Richtung des Umzugwagens mit der Ministerin geworfen, jedoch eine den Wagen begleitende Polizeibeamtin getroffen. Gegen den Mann wurde ein Strafverfahren eingeleitet.”
#0203 | Becherwurf auf unsere InnenministerinAuf dem Bohlweg versuchte eine Person, einen Becher auf unsere Innenministerin zu werfen. Hierbei ist ein unbeteiligter Dritter nass geworden. Der Werfer befindet sich zur Zeit in polizeilichen Maßnahmen.
— Polizei Braunschweig (@Polizei_BS) March 2, 2025
Ein Polizeisprecher erklärte Bericht erstattenden Mitarbeitern der Webseite vor Ort, dass “ebenso Strafverfahren gegen weitere Personen eingeleitet [worden seien], die aus einer Gruppe heraus die Ministerin verbal attackiert und dabei beleidigt hätten.” NDR-Zuschauer erfuhren eher zufällig von dem Disput zwischen den Fußballfans und der Ministerin:
“So gelang es den Demonstranten ihre Botschaften, darunter auch ‘FCK BHRNS’ oder ‘All Cops Are Behrens’, massiv in der NDR-Liveübertragung des Karnevalsumzuges vom Altstadtmarkt zu platzieren.”
Ein T-Online-Artikel erklärt zu der Vorgeschichte, dass aufgrund “der wiederholten Ausschreitungen vor, während oder nach den Spielen zwischen Braunschweig und Hannover”, die Innenministerin sich im vergangenen Jahr “sogar für einen kompletten Ausschluss der Gästefans ausgesprochen hatte.” So durften bereits beim Hinspiel in Braunschweig “nur 1.260 statt 2.100 [Hannover] 96-Anhänger ein Ticket kaufen”. Der Endstand lautete 2:0 für Braunschweig.
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