Die Süddeutsche Zeitung informierte “in eigener Sache” darüber, dass Stefan Kornelius, der langjährige Ressortleiter des nachweislich regierungstreuen Blattes, die Seiten wechseln wird, um der neue Sprecher des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz zu werden. Bezugnehmend der “herausragenden Verdienste” erwähnt die Redaktion zum beruflichen Aufstieg von Kornelius nach rund 34 Jahren Tätigkeit bei der Zeitung, dass dieser “besonders im Bereich Außen- und Sicherheitspolitik die Berichterstattung sowie den Meinungsjournalismus der SZ prägte.” Branchenkollegen erinnern unter anderem daran, dass der kommende Cheferklärer der “GroKo” den Whistleblower Julian Assange in einem Kommentar Anfang 2024 als “Gefährder” bezeichnete, der sich “zum politischen Opfer stilisiere.”
Die Nominierung, der langjährige politische Weg von Stefan Kornelius, kann bei Blick auf seine beruflichen Parallelaktivitäten nur als konsequent gewertet werden. Die Berliner Zeitung kommentiert zum Wechsel ins Kanzleramtsbüro (Bezahlschranke):
“Nicht gekauft, aber schon immer auf Linie. Dass angesehene Journalisten wie Stefan Kornelius Regierungssprecher werden, ist nichts Neues. Falsch bleibt es trotzdem.”
Neben seiner Tätigkeit bei der Süddeutschen Zeitung ist Kornelius seit Jahren Mitglied der Atlantik-Brücke und moderierte dort Veranstaltungen, so zum Beispiel im Jahr 2021 das “26. Atlantik-Brücke-Expertengespräch mit dem U.S. European Command und dem Generalinspekteur der Bundeswehr”. Zudem ist der Journalist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Der designierte Regierungssprecher war zum Thema dieser Realitäten bereits im Jahr 2014 Bestandteil eines kritischen Beitrags in der ZDF-Sendung “Die Anstalt”.
Der neue Regierungssprecher Stefan Kornelius möchte nicht, dass dieses Video aus dem Jahr 2014 weiterverbreitet wird. pic.twitter.com/6xjFj5VgMy
— Nurder Koch (@NurderK) May 1, 2025
Der NachDenkSeiten-Journalist Florian Warweg, regelmäßiger, kritischer Fragensteller bei der Bundespressekonferenz, bemerkte zu der Berliner Personalie in einem X-Beitrag, Kornelius gehöre auch “dem Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) an, welcher die Bundesregierung zu außenpolitischen Themen berät.” Weitere Tatsachen zur Person lauten:
“Der zukünftige Regierungssprecher von Friedrich Merz in der BPK, der bisherige SZ-Ressortleiter Politik Stefan Kornelius, hat übrigens noch im Februar 2024 Julian Assange als ‘Gefährder’ bezeichnet & in der Corona-Krise lauthals die Impfpflicht eingefordert.”
In dem SZ-Kommentar vom 11. April 2024 erklärte Kornelius wörtlich zum durchlebten Martyrium von Julian Assange (Bezahlschranke):
“Der Gründer von Wikileaks hat sich zu einem politischen Opfer stilisiert, was jede rechtliche Aufarbeitung seiner Taten unmöglich erscheinen lässt. Die Wahrheit ist deutlich komplexer. Eine unabhängige Justiz sollte das erkennen.”
Zum Thema der kontrovers diskutierten Forderung zu einer verpflichtenden “COVID-Impfplicht” erklärte Kornelius in einer SZ-Videokolumne im November 2021:
“Es ist völlig klar, dass die Impfpflicht uns aus dieser Pandemie befreien wird.”
Gestatten, der neue Regierungssprecher: Stefan Kornelius, bislang SZ und einst massiver Impfpflichtbefürworter. pic.twitter.com/4OxHTx60yY
— alexander moehnle (@AMoehnle) April 29, 2025
Der Sprecher des designierten Kanzlers Friedrich Merz bestätigte dem Berliner Tagesspiegel demnach die Personalie. Kornelius selbst “reagierte auf eine Tagesspiegel-Anfrage vom Dienstagnachmittag zunächst nicht”. Der Artikel kommentiert:
“Außenpolitik gilt als Kornelius’ Faible, er engagierte sich bei der Atlantik-Brücke, deren Vorsitzender Friedrich Merz einst war. Kornelius ist ein überzeugter Transatlantiker. Mit der Personalie Kornelius zeigt Merz abermals, dass er sich als außenpolitisch engagierter Kanzler sieht (…) Als Regierungssprecher wird Kornelius den Kanzler und die gesamte Bundesregierung nach außen ‘verkaufen’ müssen; in welcher Gewichtung, das wird sich weisen.”
Ein Spiegel–Artikel ergänzt, dass Kornelius “gleichzeitig als beamteter Staatssekretär Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung mit seinen über 500 Mitarbeitern” werden wird. Die Spiegel-Redaktion resümiert zu dem baldigen Ex-Kollegen:
“Denn Erfahrung als politischer Kommunikator hat Kornelius keine. Als Journalist war er jedenfalls nie ein Lautsprecher, sondern eher ein feinsinniger, besonnener Analytiker.”
Bezugnehmend auf diese Wahrnehmung lautet der Kornelius-SZ-Kommentar zum Ergebnis der Neuwahl am 23. Februar dieses Jahres (Bezahlschranke):
“Jetzt müssen die anderen Parteien den Beweis erbringen, dass es diese AfD nicht braucht. Jeder Fünfte hat seine Stimme der radikalen Rechtspartei gegeben. Wer jetzt beschwichtigt und nach Gemeinsamkeiten sucht, rührt an die DNA der Bundesrepublik.”
Im Jahr 2013 glänzte der Journalist als begleitender Biograf von Angela Merkel, dies mit der Buchveröffentlichung: “Die Kanzlerin und ihre Welt”.
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