Vier Tage lang, vom 23. bis zum 27. Juli, trafen sich in Henan in Zentralchina Medienvertreter und Mitarbeiter verschiedenster Denkfabriken und Universitäten zu einem Mediengipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Das Thema der Konferenz war lang und malerisch: “Die Initiative Globale Zivilisation fördern und aus der SOZ ein schönes gemeinsames Heim bauen”. Diese Konferenz gehört, wie das wenige Tage zuvor stattfindende SOZ-Fernsehfestival, mit zum Vorlaufprogramm des SOZ-Gipfels, der am 31. August und 1. September in Tianjin stattfinden wird.
Die SOZ, ursprünglich 2001 gegründet, auf Basis eines 1996 unterzeichneten Vertrags “Über die Vertiefung des militärischen Vertrauens in Grenzregionen”, hat inzwischen 10 Mitgliedsstaaten (China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Usbekistan, Indien, Pakistan, Iran, Weißrussland), zwei Staaten mit Beobachterstatus und 14 Dialogpartner. Wie schon das Konferenzthema andeutete, geht das Konzept der SOZ inzwischen weit über Absprachen zu Grenzregionen hinaus; auf der Konferenz in Henan wurde nicht weniger als ein alternatives Modell der Globalisierung diskutiert.
Der stellvertretende Generalsekretär der SOZ, Sohail Khan, erklärte zur Eröffnung, die Mitgliedsstaaten der Organisation setzten die Tradition zivilisatorischen Austauschs entlang der alten Seidenstraße fort. “Die Basis der Initiative globale Zivilisation ist gegenseitiger Respekt”, erklärte er. “Wir sollten mehr Harmonie, mehr Zusammenarbeit haben. Und darum ist dieses Gespräch wichtig.”
Reden, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen prägten das Treffen. Über 400 Vertreter von Medien, Denkfabriken und Regierungen der 26 Länder in und um die SOZ nahmen daran teil. “Die SOZ hat die praktischen Voraussetzungen, ein neuer Typ einer geopolitischen Körperschaft zu werden”, sagte Sun Zhuangzhi, Leiter des Instituts für Studien zu Russland, Osteuropa und Zentralasien an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Die Organisation könne, als Nabe eurasischer Verbindungen, ein offenes und effizientes Transportsystem schaffen, das zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Verbundenheit auf dem Kontinent beiträgt.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Zentralasien und China sei besonders wichtig, betonte Cholpon Koitschumaniwa, Professorin der kirgisischen Staatsuniversität, und verwies auf die Bahnstrecke von China über Kirgisistan nach Usbekistan.
Die Verkehrssprachen der SOZ sind Russisch und Chinesisch. Sprachen, so Tatiana Urschumzewa, Direktorin des russischen Kulturzentrums in Peking, seien schon immer die mächtigste Waffe für den Frieden gewesen. “Sie sind ein Schlüssel, der die Macht besitzt, die Diversität unserer Zivilisationen zu behüten. Die Sprachen der SOZ verbinden die Welt.”
Safar-Ud-Din Mahmud, Berater des pakistanischen Premierministers, sagte, die Welt müsse mehr über China lernen, vor allem über seine wirtschaftliche Entwicklung, den Wohlstand des chinesischen Volkes und die Veränderungen, die in den letzten Jahrzehnten in China stattgefunden hätten. Zum gleichen Schluss kommt auch Alexander Lukin, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für China und das moderne Asien an der russischen Akademie der Wissenschaften. Er nannte die wirtschaftliche Entwicklung Chinas Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts eine absolut einzigartige Leistung in der Menschheitsgeschichte. Daher müsse sie gründlich erforscht werden.
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, so betonte Hassan Daud Butt von der Bahria-Universität Pakistan, dürfe aber nicht bei Handel und Logistik stehenbleiben. Wichtiger sei es, Menschen zu verbinden und zu ermächtigen. Sun Zhuangzhi strich heraus, dass der Einfluss und das Ansehen der Organisation insgesamt durch humanitären Austausch wachse, und die Gemeinschaft in der SOZ bilde sich auch durch die aktive Teilnahme insbesondere der Medien und der Jugend.
Die Zusammenarbeit der analytischen Zentren in China und Russland sei laut Alexander Lukin dabei von besonderer Bedeutung. Sie trage “vor allem zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Völkern, Wissenschaftlern und Regierungen unserer Länder bei.”
Da die Tagung nicht nur von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua und der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften ausgerichtet wurde, sondern auch von der Provinzregierung von Henan, standen auch Besichtigungen verschiedenster Kulturdenkmäler in Henan auf dem Programm. So wurden die nüchternen Daten wie über den Anteil der SOZ-Staaten am globalen Handel, der von 5,4 Prozent (2001) auf 17,5 Prozent (2024) gestiegen ist, oder über die Entwicklung des Handels innerhalb der Staatengruppe, und die Debatte um ein zum westlich geförderten “Kampf der Kulturen” alternatives Entwicklungsmodell auch durch konkrete Begegnung ergänzt.
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