Der ukrainische Oligarch und politische Ziehvater des Präsidenten Wladimir Selenskij, Igor Kolomoiski, ist am Sonnabend in Kiew festgenommen worden. Ein Gericht in Kiew hat am Abend eine zweimonatige Untersuchungshaft gegen den 60-jährigen Milliardär, der als graue Eminenz der ukrainischen Politik gilt, angeordnet. Zur Vermeidung der Haft wurde eine Kaution von umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro festgelegt.
Hintergrund der Verhaftung ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges und der Geldwäsche. Der ukrainische Geheimdienst SBU hat auf seinem Telegram-Kanal mitgeteilt, dass Kolomoiski kriminelle Machenschaften vorgeworfen werden, darunter Betrug und die Legalisierung von unrechtmäßig erworbenem Eigentum. Der Geschäftsmann soll in den Jahren zwischen 2013 und 2020 mehr als eine halbe Milliarde Hrywnja ins Ausland geschafft haben. Die Ermittlungen unter Aufsicht der Generalstaatsanwaltschaft liefen weiter, hieß es.
Der ukrainische Präsident Selenskij war vor seiner Wahl im Jahr 2019 ein bekannter Schauspieler und Comedian mit eigener Sendung im ukrainischen Fernsehen. Der Fernsehsender, auf dem diese Produktionen jahrelang liefen, gehört Kolomoiski. Der Oligarch gilt als langjähriger Förderer von Selenskij. Auch die Idee, ihn zum Präsidenten des Landes zu machen, wird von Kennern der ukrainischen Politik dem Multimilliardär zugerechnet.
Kolomoiski, dem unter anderem die größte ukrainische Bank gehört, war nach dem Sieg des Maidan einige Jahre lang Verwaltungschef der ukrainischen Region Dnjepropetrowsk. In dieser Eigenschaft soll er auf rabiate Weise – berichtet wird von ungesetzlichen Tötungen und Hunderten Vermissten – die Anti-Maidan-Bewegung in dieser Region unterdrückt haben. Auch soll er rechtsradikale Gruppen finanziert und bewaffnet haben sowie in den Massenmord von Odessa am 2. Mai 2014 involviert gewesen sein. Zudem wird er von einigen Stimmen bezichtigt, den Abschuss der MH17 im Juli 2014 organisiert zu haben.
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