Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij erhielt am Sonntag Unterstützung von Europa und der NATO hinsichtlich seiner Teilnahme am Gipfeltreffen zwischen Russland und den USA in dieser Woche in Alaska. Kiew befürchtet diesbezüglich, dass Präsident Wladimir Putin und Präsident Donald Trump ihm die Bedingungen für die Beendigung des dreieinhalbjährigen Krieges diktieren könnten. Yahoo News Canada fasste die unterschiedlichen Interessen und Positionen am Montag zusammen.
Wochen vor dem Gipfel hatte der US-Präsident noch mit neuen Sanktionen gegen Russland gedroht, weil Moskau den Krieg nicht beendet hatte. Stattdessen kündigte Trump dann am Freitag an, er werde Putin am 15. August in Alaska treffen. Laut einem Vertreter des Weißen Hauses sei Trump dabei zwar offen für eine Teilnahme Selenskijs, die Vorbereitungen bezögen sich aber nur auf ein bilaterales Treffen.
Wie das ukrainische Außenministerium am Sonntag mitteilte, seien bei russischen Angriffen mindestens 12 Menschen in der ukrainischen Region Saporischschja verletzt worden. Selenskij reagierte auf den Angriff mit den Worten: “Deshalb sind Sanktionen notwendig, deshalb ist Druck notwendig.”
Der russische Präsident Wladimir Putin schloss ein Treffen mit Selenskij in der vergangenen Woche aus. Ihm zufolge seien die Voraussetzungen für ein solches Treffen “leider noch weit” davon entfernt, erfüllt zu sein. Im Gegensatz dazu, bezeichnete Selenskij alle Entscheidungen, die ohne die Ukraine getroffen werden, als “Totgeburt” und undurchführbar. Schließlich erklärten die Staats- und Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Polens, Finnlands und der Europäischen Kommission am Samstag, dass jede diplomatische Lösung die Sicherheitsinteressen der Ukraine und Europas schützen müsse. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz erwarte, dass Selenskij am russisch-amerikanischen Gipfel teilnehme.
Daraufhin äußerte sich auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. “Die USA haben die Macht, Russland zu ernsthaften Verhandlungen zu zwingen”, erklärte Kallas am Sonntag. “Jedes Abkommen zwischen den USA und Russland muss die Ukraine und die EU einbeziehen, denn es geht um die Sicherheit der Ukraine und ganz Europas.” Sie kündigte für Montag ein Treffen der EU-Außenminister an.
Gegenüber dem US-Sender ABC News erklärte NATO-Generalsekretär Mark Rutte, bei dem Gipfeltreffen am Freitag werde es darum gehen, “Putin auf die Probe zu stellen, wie ernst es ihm damit ist, diesen schrecklichen Krieg zu beenden”. Er fügte hinzu: “Es wird natürlich um Sicherheitsgarantien gehen, aber auch um die absolute Notwendigkeit anzuerkennen, dass die Ukraine über ihre eigene Zukunft entscheidet, dass die Ukraine eine souveräne Nation sein muss, die über ihre eigene geopolitische Zukunft entscheidet.”
Rutte äußerte sich auch zu den von den Russen besetzten und annektierten Gebieten. Demnach halte Russland fast ein Fünftel des Landes besetzt. Nach Ruttes Aussage könne ein Abkommen keine rechtliche Anerkennung der russischen Kontrolle über ukrainisches Gebiet beinhalten, obwohl es eine de-facto-Anerkennung beinhalten könnte. Er verglich die aktuelle Lage mit der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals akzeptierte Washington, die sowjetische Kontrolle über die baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland. Gleichzeitig wurde deren Annexion von den USA rechtlich nicht anerkannt.
In den sozialen Medien teilte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew am Sonntag mit: “Die Euro-Idioten versuchen, die amerikanischen Bemühungen zur Lösung des Ukraine-Konflikts zu verhindern.” In einer scharfen Erklärung verglich die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, die Beziehung zwischen der Ukraine und der Europäischen Union mit “Nekrophilie”.
Schreckliches Dilemma für die Ukraine
Phillips P. O’Brien, Professor für Strategische Studien an der Universität St. Andrews in Schottland, kommentierte: “Was wir aus Alaska kommen sehen werden, wird mit ziemlicher Sicherheit eine Katastrophe für die Ukraine und Europa sein. […] Und die Ukraine wird vor einem schrecklichen Dilemma stehen. Akzeptiert sie diesen demütigenden und zerstörerischen Deal? Oder geht sie alleine vor, ohne sich der Unterstützung der europäischen Staaten sicher zu sein?”
Der ukrainische Politologe Wladimir Fesenko sagte am Sonntag im ukrainischen Radio, dass die Partnerschaft Kiews mit seinen europäischen Verbündeten entscheidend sei, um jeglichen Versuchen entgegenzuwirken, es vom Verhandlungstisch fernzuhalten. Fesenko stellte fest: “Für uns ist derzeit eine gemeinsame Position mit den Europäern unsere wichtigste Ressource.”
In der Fox-News-Sendung “Sunday Morning Futures with Maria Bartiromo” kommentierte US-Vizepräsident JD Vance am Sonntagmorgen die Situation. Er sagte, eine Verhandlungslösung werde wahrscheinlich keine der beiden Seiten zufriedenstellen: “Sowohl die Russen, als auch die Ukrainer werden am Ende wahrscheinlich unzufrieden damit sein.”
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