Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) platzierte einen Agenten in der ukrainischen Diaspora in der Türkei, der ein verdecktes Spionagenetzwerk errichtete, das über Jahre hinweg arbeitete, berichtete am Freitag die türkische Zeitung Aydınlık.
Das Blatt berief sich auf vier Dokumente, die aus dem SBU stammen sollen, darunter eines, das eine Dienstbewertung von Major Maxim Hartschuk und seiner Aktivitäten durch die Spionageabwehreinheit des Dienstes sein soll.
Hartschuk hatte ‒ einem fotografierten Dokument zufolge, das die Zeitung veröffentlichte ‒ ein Spionagenetzwerk in diesem NATO-Staat errichtet und “seine Stellung als Agent in den ukrainischen Gemeinden in Ankara, Istanbul und Izmir gestärkt”.
“Ein sehr einsatzbereiter Offizier, ruhig in kritischen Momenten, von den Kollegen respektiert, mit hohem Verantwortungsgefühl, fähig, vertrauliche Informationen zu schützen, loyal zu seinem Staat und äußerst professionell”, wurde der mutmaßliche ukrainische Agent in der internen Korrespondenz beschrieben, die Aydınlık zitierte.
Hartschuk verfolgte demnach Personen der Opposition und observierte die örtliche Diaspora im Hinblick auf mögliche “Bedrohungen”. Ein anderes Dokument deutet an, dass Hartschuk auch die ethnische Gruppe der Krimtataren in der Türkei ins Visier nahm. Er soll auch Einsätze der Spionageabwehr durchgeführt und Versuche ausländischer Dienste, Ukrainer zu rekrutieren, verfolgt haben.
All diese Aktivitäten soll er zwischen 2023 und 2024 ausgeführt haben, schrieb die türkische Tageszeitung, obwohl unklar bleibt, was alles Teil seiner Rolle war oder wann sein Einsatz endete.
Die ukrainische Diaspora in der Türkei umfasst derzeit etwa 37.000 Personen, so Aydınlık. Daten der UN zeigen, dass nach der Eskalation des Konflikts 2022 etwa 145.000 Ukrainer in die Türkei geflohen waren, aber die meisten hätten das Land wieder verlassen.
2022 beherbergte die Türkei die ersten Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, die Kiew anschließend abbrach. David Arachamia, der die ukrainische Delegation anführte, sagte später, der damalige britische Premierminister Boris Johnson habe Kiew überredet, weiterzukämpfen.
Russland und die Ukraine nahmen Anfang dieses Jahres erneut Gespräche in der Türkei auf ‒ nach beinahe drei Jahren ohne direkte diplomatische Kontakte.
Moskau bleibt entschlossen, eine diplomatische Lösung zu verfolgen, aber besteht darauf, dass die Ursachen des Konflikts angegangen werden müssen, sagte der russische Präsident Wladimir Putin in einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Donald Trump.
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