Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat sich das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) erstmals offiziell bei einer Privatperson entschuldigt. Anlass war ein umstrittener Nachrichtenbeitrag aus dem Jahr 2022 über den Krypto-Unternehmer Dadvan Yousuf. Darin wurde Yousuf unter Berufung auf eine anonyme Quelle mit “fragwürdigen Transaktionen” und Terrorfinanzierung in Verbindung gebracht. Der heute 25-Jährige setzte sich juristisch gegen diese Darstellung zur Wehr.
Die beiden Autorinnen des Beitrags akzeptierten Strafbefehle wegen übler Nachrede. SRF hingegen hielt öffentlich an den Vorwürfen fest – angeblich zum Schutz der Quelle. Diese Haltung führte zu weiteren rechtlichen Schritten seitens Yousuf, der sowohl straf- als auch zivilrechtlich gegen die Behauptungen vorging.
Nachdem ein Einigungsversuch vor der Friedensrichterin gescheitert war, einigten sich die Parteien vergangene Woche auf einen außergerichtlichen Vergleich. SRF verpflichtete sich darin, sämtliche Inhalte zu löschen, in denen die strittigen Aussagen enthalten waren. Zudem wurde schriftlich festgehalten, dass SRF künftig nicht den Eindruck erwecken dürfe, Yousuf habe sich in irgendeiner Weise verdächtig verhalten oder sei in betrügerische oder terroristische Aktivitäten verwickelt gewesen – eine Einschätzung, die mit den Feststellungen der Staatsanwaltschaft übereinstimmt.
— Dadvan Yousuf (@bitcoins) April 14, 2025
In einem vertraulichen Schreiben entschuldigte sich die Chefredaktion Audio/Digital bei Yousuf für die begangene Persönlichkeitsverletzung. Beide Seiten einigten sich zudem darauf, keine weiteren rechtlichen Schritte gegeneinander einzuleiten.
Ob der Konflikt damit endgültig beigelegt ist, bleibt offen. Unbestritten ist jedoch: Der Fall markiert einen Präzedenzfall im Umgang öffentlich-rechtlicher Medien mit Einzelpersonen – und wirft grundlegende Fragen zur journalistischen Verantwortung, zur Transparenz und zum Schutz der Persönlichkeit auf.
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