Im Mai hat die Europäische Union eine von den USA unterstützte Initiative gebilligt, die Gewinne und Zinsen aus russischen Vermögenswerten zur militärischen Unterstützung der Ukraine zu verwenden.
Diese Entscheidung markierte eine deutliche Abkehr von einem früheren Vorschlag, den Wladimir Selenskij stark befürwortet hatte, etwa 300 Milliarden Dollar an russischen Vermögenswerten direkt zu beschlagnahmen.
Das saudi-arabische Finanzministerium hat diskret seine Opposition gegenüber einigen G-7-Staaten zum Ausdruck gebracht und mögliche Konsequenzen angedeutet.
Insbesondere verwiesen die Saudis auf Schuldtitel, die vom französischen Finanzministerium ausgegeben wurden, und signalisierten damit ihr potenzielles Druckmittel auf europäische Märkte.
Ein Großteil der 300 Milliarden Dollar an eingefrorenen russischen Vermögenswerten wird in europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Belgien gehalten. Diese Enthüllung unterstreicht das Potenzial für erhebliche Marktstörungen, sollte Saudi-Arabien seine Drohung wahr machen.
Interessanterweise haben sich die Renditeabstände französischer Anleihen gegenüber Deutschland nach diesen Diskussionen erheblich ausgeweitet, was darauf hindeutet, dass die Drohung der Saudis bereits Auswirkungen auf den Markt hatte. Diese Entwicklung fällt in eine Zeit politischer Instabilität in Frankreich.
Die Position Saudi-Arabiens ist bemerkenswert angesichts seiner ausgewogenen diplomatischen Beziehungen zu sowohl Russland als auch der Ukraine. Trotz des Aufbaus von Beziehungen zur Ukraine deuten die Handlungen des Königreichs auf eine starke Ausrichtung an Russland hin, insbesondere in geopolitischen Hochrisikoszenarien.
Bloombergs Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Haltung Saudi-Arabiens seine wachsende Bedeutung auf der globalen Bühne widerspiegelt und die Herausforderungen aufzeigt, denen sich die G-7 bei der Sicherung der Unterstützung der Länder des Globalen Südens für die Ukraine gegenübersehen.
Diese Situation erinnert an das Jahr 2016, als Saudi-Arabien damit drohte, 750 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen zu liquidieren, während eines Streits mit dem damaligen Präsidenten Barack Obama über die Verantwortlichkeit für die Anschläge vom 11. September. Die Drohung, die einen Absturz des Anleihenmarktes hätte auslösen können, führte letztlich dazu, dass die Saudis ihre Hebelwirkung beibehielten.
Der Einfluss des Petrodollars mag geschwunden sein, aber Länder wie Saudi-Arabien besitzen nach wie vor erheblichen Einfluss durch ihre US-Schuldtitel, die sie zu liquidieren drohen können. Die Strategie, den US-Dollar gegen Russland zu verwenden, hatte tiefgreifende und potenziell lang anhaltende Auswirkungen.
Mehr zum Thema – Geopolitik: Deutschland verspielt die Chance des Wandels