Von Jewgeni Posdnjakow
Am Vortag hat Wladimir Putin eine Sitzung im Rahmen der Vorbereitungen für das Treffen mit Donald Trump in Alaska abgehalten. Im Vorfeld des Gesprächs mit dem Chef des Weißen Hauses betonte der russische Staatschef, dass Moskau die “energischen und aufrichtigen Bemühungen” Washingtons zur Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine positiv bewertet, wie die offizielle Webseite des Kremls berichtete.
Putin merkte an, dass die Beendigung des aktuellen Konflikts langfristige Friedensbedingungen in Europa schaffen könne. Der russische Staatschef erklärte:
“Ja, und in der Welt insgesamt, wenn wir in der nächsten Phase zu einer Einigung im Bereich der Kontrolle strategischer Offensivwaffen kommen.”
Auch der Berater des Präsidenten, Juri Uschakow, der Teil der russischen Delegation ist, teilte Einzelheiten des Treffens mit. Neben ihm reisen auch Außenminister Sergei Lawrow, Finanzminister Anton Siluanow, Verteidigungsminister Andrei Beloussow sowie der Leiter des Direktinvestitionsfonds und Sonderbeauftragte des Präsidenten, Kirill Dmitrijew, in die Vereinigten Staaten.
Die Verhandlungen selbst finden am 15. August in Anchorage statt, der größten Stadt Alaskas. Der Beginn der Gespräche ist für 11:30 Uhr Ortszeit (21:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit) vorgesehen. Die Dauer werde davon abhängen, “wie die Diskussion verläuft”, erklärte Uschakow. Bemerkenswert ist, dass die Gespräche zunächst im Zweierformat beginnen und sich dann die Mitglieder der Delegationen den Staatschefs anschließen werden.
Das zentrale Thema des Gipfels wird die Beilegung der Krise in der Ukraine sein. Dennoch werden im Laufe des Gesprächs auch andere aktuelle internationale Fragen angesprochen werden. Insbesondere werden Putin und Trump die Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit, unter anderem im Bereich Handel und Wirtschaft, erörtern. Wie Uschakow sagte, hat dieser Bereich ein großes, aber bislang noch nicht ausgeschöpftes Potenzial.
Vor diesem Hintergrund erklärte Trump unter dem Druck der westlichen Presse, er wolle Moskau und Kiew die Möglichkeit geben, “selbst eine Einigung zu erzielen”. CNN zitierte Trump:
“Wir werden Selenskij anrufen, wenn alles gut läuft. Wenn nicht, werde ich niemanden anrufen. Ich werde nach Hause fahren.”
Was den Ort des Treffens der beiden Staatschefs angeht, so ist dieser äußerst symbolträchtig. Das Gespräch findet auf der Militärbasis Elmendorf–Richardson statt, unweit des Gedenkfriedhofs, auf dem sowjetische Piloten begraben sind, die zwischen 1942 und 1945 beim Transport von Flugzeugen über die ALSIB-Route (Alaska-Sibirien, Luftbrücke zwischen der UdSSR und den USA) im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes ums Leben kamen.
Nach Meinung von Experten ist allein die Tatsache, dass ein Treffen zwischen den Staatschefs der USA und der Russischen Föderation organisiert wurde, positiv zu bewerten. Selbst wenn die Seiten bei ihren Positionen bleiben, ist der direkte Dialog zwischen Putin und Trump von großer Bedeutung, da die Staatschefs wichtige Fragen persönlich besprechen und ihre Ansätze zur Lösung der angehäuften Probleme detailliert darlegen können.
Dabei führt der russische Präsident im Gegensatz zu einer Reihe europäischer Staats- und Regierungschefs einen Dialog mit dem Chef des Weißen Hauses auf Augenhöhe. Darüber hinaus haben ihre bisherigen Telefonate gezeigt, dass sich Putin nicht provozieren lässt und die Verhandlungsposition Moskaus sowohl durch Erfolge an der Front als auch durch die Unterstützung der Staaten des Globalen Südens gestärkt wird.
Der Politologe Boris Meschujew ist der Meinung:
“Die Zusammensetzung der russischen Delegation ist äußerst repräsentativ und professionell. Es ist offensichtlich, dass beide Seiten auf die Wiederaufnahme eines umfassenden Dialogs abzielen, da die Leiter mehrerer wichtiger Ministerien nach Alaska reisen. Es ist eine umfassende, vielschichtige Diskussion der Probleme geplant. Und das kann nur erfreulich sein.”
“Ein wichtiges Thema des Treffens wird die Beilegung des Konflikts in der Ukraine sein. Um Fragen zu diesem Thema zu erörtern, reisen Außenminister Sergei Lawrow und der Berater des Präsidenten, Juri Uschakow, in die USA. Diese Personen verstehen die diplomatischen Besonderheiten der aktuellen Krise sehr gut. Die Themen Rüstungsbegrenzung und Besonderheiten der strategischen Abschreckung wird Verteidigungsminister Andrei Beloussow übernehmen. Höchstwahrscheinlich wird er auch an der Diskussion über die Nicht-Erweiterung der NATO nach Osten teilnehmen.
Wir müssen unseren Gesprächspartnern zeigen, dass Moskau den Beitritt Kiews und Chișinăus zum Bündnis für inakzeptabel hält. Außerdem muss der neue Status Finnlands diskutiert werden. Dieses Land ist nun ebenfalls Mitglied der NATO. Aufgrund der direkten Grenze der Republik zum Gebiet Leningrad ist es für uns wichtig zu verdeutlichen, welche Art von Waffenarsenal auf ihrem Territorium Russland als Bedrohung betrachten wird.”
“Es ist auch mit Verhandlungen über die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu rechnen. Insbesondere reist der Leiter des russischen Direktinvestitionsfonds, Kirill Dmitrijew, der die amerikanischen Realitäten gut versteht, in die USA, um gemeinsame Projekte zu besprechen. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören auch Fragen der amerikanischen Investitionen in gemeinsame Projekte im Bereich der Seltenerdmetalle.”
“Der Finanzminister Anton Siluanow wird seinerseits die Möglichkeit einer Aufhebung der Sanktionen ‘ausloten’. In dieser Hinsicht gibt es noch viel zu tun: Es ist wichtig, die Aufhebung der Beschränkungen für russische Banken zu erreichen und die Freiheit des Verkaufs unserer Rohstoffe wiederherzustellen. Letzten Endes gibt es viele Fragen, für die Lösungen gefunden werden müssen.”
Gleichzeitig schüren westliche Medien im Voraus Hysterie, indem sie die Erwartungen an den Gipfel überhöhen und unglaubliche Szenarien für dessen Ergebnisse erfinden – offensichtlich, um das Treffen später als “Fiasko” zu deklarieren. Darüber hinaus verbreiteten sie absichtlich Narrative über die “schwache Position Trumps”, um ihn zu provozieren. Nach dem Gipfel werden wahrscheinlich neue Meldungen auf der Grundlage von “Quellen in der Regierung” des einen oder anderen Landes folgen, aber man sollte sich ausschließlich auf die offiziellen Erklärungen der beiden Präsidenten stützen.
Im Großen und Ganzen wird das bevorstehende Treffen ein Versuch sein, einen Plan für die weitere Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen zu entwerfen, meint der Politologe Alexander Assafow. Er sagt:
“Dies ist ein sehr wichtiger Prozess, da die Beziehungen zwischen Moskau und Washington während der Amtszeit von Joe Biden praktisch zerstört waren.”
“Daher muss Lawrow unter anderem auch die Frage der Wiederaufnahme der normalen diplomatischen Arbeit erörtern: die Wiederaufnahme der Arbeit der Konsulate, die Aufstockung der Mitarbeiterzahl dieser Behörden auf das erforderliche Niveau. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Beilegung der Ukraine-Krise, die Erörterung der Position Russlands unter Berücksichtigung der Realitäten vor Ort und die Beseitigung der Ursachen des Konflikts.”
“Natürlich wird Beloussow alle militärischen Aspekte des Gesprächs übernehmen. Was Dmitrijew betrifft, so wird er für die Umsetzung gemeinsamer Projekte in der Arktis und im Weltraum zuständig sein. Für die Umsetzung einer solchen Zusammenarbeit muss jedoch der Druck der Sanktionen verringert werden. Und hier ist die Professionalität von Siluanow gefragt.”
“Was Uschakow betrifft, so wird ihm meiner Meinung nach der gesamte politisch-diplomatische Bereich übertragen werden, in dem ebenfalls viel zu tun ist, beispielsweise die Wiederaufnahme des Flugverkehrs. Präsident Putin hat als Hauptverhandlungsführer offenbar beschlossen, wichtige Vertreter für die unterschiedlichsten Themenbereiche mitzunehmen.”
“Ich denke, dass dies das erste, aber nicht das letzte bilaterale Treffen ist. Es besteht die Hoffnung, dass die USA und die Russische Föderation in Zukunft Gruppen bilden werden, die verschiedene Themenbereiche der Agenda diskutieren werden. Unsere Staatschefs kommunizieren auf Augenhöhe – es ist ein Dialog zwischen gleich starken Akteuren, die eine unverändert souveräne Politik betreiben.”
Der Experte merkt an, dass man dennoch keine kolossalen diplomatischen Durchbrüche erwarten sollte. Assafow fügt hinzu:
“Selbst in den USA sagt man, dass es in Anchorage einen sachlichen Austausch von Positionen, detaillierten Standpunkten und möglicherweise Vorschlägen geben wird. Aber Alaska wird sicherlich nicht zu einem Ort der Entscheidungsfindung werden, und die amerikanische Seite ist selbst nicht bereit, etwas Wichtiges zu unterzeichnen. Obwohl Putin natürlich bestimmte Entscheidungen während des Gipfels treffen kann, wenn er dafür Spielraum sieht.”
“Insgesamt steht Russland und den USA in allen Bereichen schwierige Arbeit bevor, da die Positionen zu einer ganzen Reihe von Fragen sehr unterschiedlich sind. Im Laufe des Dialogs können einige Themen an Dynamik verlieren, während andere in den Vordergrund treten.”
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 15. August 2025 zuerst bei der Zeitung Wsgljad erschienen.
Jewgeni Posdnjakow ist ein russischer Journalist, Fernseh- und Radiomoderator.
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