Am Mittwoch erklärte der weltgrößte Fondsmanager Vanguard, dass er sich aus der Brancheninitiative zur Bekämpfung des Klimawandels zurückziehe. Die Wirtschaftsplattform Marketscreener.com berichtete am Donnerstag darüber. Mit diesem Schritt wolle der Finanzdienstleister seine Unabhängigkeit demonstrieren und sich für Anleger klarer positionieren. Zuletzt seien Unternehmen wie Vanguard dem Druck von republikanischen US-Politikern ausgesetzt gewesen. Die Politiker, aber auch Anleger, monierten die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Faktoren bei der Auswahl der Wertpapiere. Manche diesbezüglicher Initiativen würden gegen Kartellvorschriften verstoßen.
Der Ausstieg aus der Klimawandel-Initiative sei hinsichtlich des Versuchs, die Branche zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu bewegen, als Rückschlag zu bewerten. Insbesondere richte sich die Kritik aktuell gegen die Öko-Initiative Net Zero Asset Managers (NZAM). Dabei sollten im Fonds enthaltende Unternehmen ermutigt werden, “bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen und den Anstieg der globalen Temperaturen zu begrenzen”, so Marketscreener.com
NZAM habe im November das Vermögen von 291 Unterzeichnern im Umfang von circa 66 Billionen Dollar verwaltet, auf Vanguard entfielen davon sieben Billionen Dollar. Dazu erklärte Vanguard am Mittwoch: “Wir haben uns zum Rückzug aus der NZAM entschlossen, um unseren Anlegern die gewünschte Klarheit über die Rolle von Indexfonds zu verschaffen und darüber, wie wir über wesentliche Risiken, einschließlich klimabezogener Risiken, denken.” Es solle zudem klarer werden, “dass Vanguard unabhängig über Themen spricht, die für unsere Anleger wichtig sind”.
Andere Finanzdienstleister wie der Vanguard-Konkurrent BlackRock entschieden anders. So teilte BlackRock am Mittwoch mit, Teil von NZAM zu bleiben: BlackRocks “Beteiligung an NZAM stehe nicht im Widerspruch zu seiner Unabhängigkeit.”
BlackRock stehe im Mittelpunkt eines politischen Streits in den USA, schrieb dazu am Mittwoch das Handelsblatt. Demnach habe der republikanisch regierte Bundesstaat Missouri dem Vermögensverwalter 500 Millionen Dollar an Pensionsgeldern entzogen. Der Schatzmeister von Missouri, Scott Fitzgerald, habe den Abzug der Gelder wie folgt begründet: “Die Treuepflicht muss für Investmentmanager weiterhin oberste Priorität haben”.
“Eine Pflicht, der sich einige von ihnen entzogen haben, um Unternehmen eine linke, soziale, politische Agenda aufzuzwingen, die auf legislativem Wege erfolglos war.”
BlackRock habe in ähnlich gelagerten Fällen bereits mehr als 1,5 Milliarden Dollar Anlegerkapital verloren. Das Unternehmen würde auf einer diesbezüglich eingerichteten Webseite versuchen, den Streit zu entschärfen. In der Erklärung “Setting the record straight” (Richtigstellung) wehre sich der Vermögensverwalter gegen den Vorwurf eines Boykotts der Öl- und Gasbranche. Schließlich habe man ja selbst 170 Milliarden Dollar in börsengelistete US-Energiekonzerne investiert, so BlackRock.
Mehr zum Thema – Die Geschichte eines ökonomischen Verrats (2) – Selbstzerstörung ohne Nutzen