Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im Zeitraum von April bis Juni um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Das geht aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts hervor. Nach einem robusten Wachstum im Winterhalbjahr ist die positive Entwicklung damit vorerst abgebrochen – und das, bevor der neue Einfuhrzoll der USA von 15 Prozent auf Waren aus der EU von August an das Wachstum belasten wird.
Nähere Details zu den einzelnen Wachstumskomponenten wird das Statistische Bundesamt erst Ende August veröffentlichen. Sollten sich die aktuellen Angaben bestätigen, würden sie die Sorgen von Ökonomen und Unternehmen über die anhaltende Investitionsschwäche in Deutschland belegen.
Von Januar bis März war der Export in die USA stark gestiegen, da dortige Unternehmen vor den drohenden Zollerhöhungen noch schnell im Ausland einkauften und ihre Lager auffüllten. Die deutsche Wirtschaft war im ersten Quartal 2025 unerwartet stark um 0,3 Prozent gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahres gewachsen.
Wie andere Handelspartner der USA muss auch Deutschland mit Einbußen in Milliardenhöhe durch die Trump-Zölle rechnen. “Die deutsche Wirtschaft wird durch diese Zölle erheblichen Schaden nehmen”, hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eingeräumt. Laut Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel können allein die Autozölle das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,15 Prozent schmälern.
Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, meldete für das zweite Quartal ein unerwartet starkes Wachstum von 0,3 Prozent gegenüber dem vorigen Quartal. Laut der Schätzung des Statistikamts Insee basiert das Plus allein auf dem Aufbau von Vorräten. Italien, der drittgrößte Staat im Euroraum, erlebte wie Deutschland im Frühjahr einen konjunkturellen Dämpfer. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,1 Prozent, nachdem sie zu Jahresbeginn noch um 0,3 Prozent gestiegen war.
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