Die europäischen Länder beziehen weiterhin Rekordmengen an verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Russland, trotz Forderungen, russische Gaslieferungen zu verbieten. Das berichtet Bloomberg.
“Trotz der Aufrufe, solche Lieferungen zu verbieten, kauft Europa Rekordmengen des tiefgekühlten Brennstoffs aus Russland”, so die Agentur. Die aktuellen Importmengen überstiegen inzwischen die Volumina, die Russland vor dem 1. Januar per Pipeline über die Ukraine geliefert habe. Bloomberg beschreibt diese Situation als Beweis für die Schwierigkeiten Europas, seine wirtschaftlichen Verbindungen zu Moskau zu kappen. Russland habe sich in den letzten zehn Jahren zu einem der wichtigsten Rohstofflieferanten der EU entwickelt.
Steigende LNG-Importe und Rekordwerte
Nach Angaben von Bloomberg stieg die Menge an russischem LNG, die 2020 noch bei etwa 10,5 Millionen Tonnen lag, im Jahr 2024 auf einen Rekordwert von 15,5 Millionen Tonnen. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur die zunehmende Abhängigkeit Europas von russischem LNG, sondern auch den politischen Druck, unter dem diese Importe stehen. Trotz kontinuierlicher Sanktionen habe Russland seinen Status als führender Rohstofflieferant Europas behauptet, wie die Nachrichtenagentur RBK berichtet.
Strategische Exportpolitik Russlands
Moskau plant, den Export von LNG weiter auszubauen, während Pipeline-Gas zunehmend an andere Abnehmer wie China umgeleitet wird. “Europa wird weiterhin Gas benötigen, da alle Bemühungen, sich vom russischen Gas zu entwöhnen, nicht erfolgreich waren. Letztendlich wird Europa wahrscheinlich mehr russisches LNG kaufen müssen, um den Rückgang der Pipeline-Gas-Importe auszugleichen”, erklärte Tatjana Orlowa, Wirtschaftswissenschaftlerin bei Oxford Economics, gegenüber Bloomberg. Parallel dazu verfolge Russland eine strategische Diversifikation seiner Exportwege.
Einschränkungen bei Pipeline-Lieferungen
Der Transit durch die Ukraine war lange Zeit die Hauptlieferroute für russisches Pipeline-Gas nach West- und Mitteleuropa. Dieser Vertrag lief Ende Dezember 2024 aus, zumal die Ukraine eine Verlängerung ablehnte.
Gazprom liefert indes weiterhin Gas über die TurkStream-Pipeline in die Länder Süd- und Südosteuropas. Die Lieferungen über die Jamal-Europa-Pipeline wurden 2022 aufgrund gegenseitiger Beschränkungen zwischen Polen und Russland eingestellt. Zudem ist der Transport durch die Nord-Stream-Pipelines seit der Sprengung beider Leitungsstränge im September 2022 nicht mehr möglich, und aktuell auch nicht erwünscht. Der gestiegene LNG-Anteil kompensiert diese Ausfälle teilweise, was Russlands Bedeutung auf dem europäischen Energiemarkt weiter festigt.
Gasreserven und Preisanstiege in Europa
Europa verbraucht seine Gasreserven aufgrund der kalten Witterung schneller als in den letzten sieben Jahren, schreibt Bloomberg. Dies erhöhe das Risiko kurzfristiger Preisanstiege, wie von Analysten prognostiziert. Europa reagiere darauf mit verstärkten LNG-Importen aus Russland, die bislang nicht von Sanktionen betroffen seien. Laut dem Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse war Russland im ersten Halbjahr 2024 mit einem Marktanteil von 21 Prozent der zweitgrößte LNG-Lieferant Europas, hinter den USA (46 Prozent) und vor Katar (11 Prozent).
Preisentwicklung und Stabilität
Anfang Januar erreichten die europäischen Gaspreise die höchsten Werte seit Oktober 2023. Dennoch erklärte die EU-Kommission, dass die Strompreise in Europa stabil geblieben seien, trotz der Einstellung der Pipeline-Gas-Lieferungen aus Russland. Diese Entwicklungen verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen der Energiekrise in Europa sowie die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen, die trotz der politischen Spannungen bestehen bleibt.
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