Am 23. Mai trat ein Änderungspaket zu den Gesetzen Hongkongs in Kraft, das die sogenannte “Inbound-Redomizilierung”, also die Verlagerung ausländischer Unternehmen in diese Sonderverwaltungszone Chinas, ermöglicht. Russische Unternehmer können nun diese Gerichtsbarkeit (neben Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Mauritius und den Seychellen) wählen, um aus “unfreundlichen” Ländern und Offshore-Standorten umzusiedeln. Darüber schreibt die Zeitung Kommersant. In dem Zeitungsbericht heißt es:
“Die Verabschiedung der Änderungen erklärt sich durch den Wunsch der Hongkonger Behörden, die Wirtschaft inmitten des Handelskriegs zwischen den USA und der VR China zu unterstützen. In der letzten Amtszeit von Donald Trump waren die Folgen einer solchen Konfrontation für Hongkong sehr heikel. Heute zeigt sich Hongkongs Wirtschaft widerstandsfähiger, und sein Status als eines der internationalen Finanzzentren macht es weiterhin attraktiv für chinesische und ausländische Unternehmen. Im Jahr 2021 erlaubte Hongkong die Umsiedlung von Investmentfonds, jetzt geht es auch um Unternehmen.“
Experten loben die Flexibilität der wirtschaftlichen Innovation: Für die Verlagerung von Unternehmen gibt es keine Anforderungen in Bezug auf Einnahmen, Vermögenswerte und Anzahl der Beschäftigten. Hongkong wendet keine Bestimmungen für kontrollierte ausländische Unternehmen (CFC) an, was eine effiziente Steuerplanung ohne das Risiko einer Doppelbesteuerung ermöglicht. Mit Inkrafttreten der Änderungen steht die Neuansiedlung in Hongkong privaten und öffentlichen Gesellschaften mit beschränkter oder unbegrenzter Haftung offen. Das Unternehmen muss dazu die Zustimmung von 75 Prozent seiner Anteilsinhaber haben und rechtlich in der Lage sein, seinen Sitz aus der bisherigen Gerichtsbarkeit zu verlegen.
Damit zeigt Hongkong ganz offen, dass es sich nicht mit westlichen Sanktionen arrangieren wird. Sofja Gurowa, Leiterin der Abteilung für internationale Steuerplanung bei der Agentur “Amond & Smith”, stellt in dem Gespräch mit Kommersant fest, dass die Initiative Hongkongs in die Logik des globalen Wettbewerbs der Rechtsordnungen um Unternehmensstandorte passt. In einer Zeit, in der bisher unumstößliche Regeln in westlichen Rechtsordnungen von westlichen Akteuren gebrochen werden, setzt Hongkong auf Stabilität. Gurowa betont:
“Hongkong reagiert auf die Nachfrage der internationalen Wirtschaft − nicht nur der russischen − nach stabilen Regeln, rechtlicher Vorhersehbarkeit und Zugang zum Bankensystem, ohne dabei die Unternehmensgeschichte zu verlieren.“
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