Seit 2016 war Patricia Schlesinger Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), und ihre zweite Amtszeit, die im vergangenen Jahr begann, hätte normalerweise bis 2026 gedauert. Doch nachdem es aus der Öffentlichkeit und von Politikern Rücktrittsforderungen gegen die rbb-Chefin gegeben hatte und neue Details zu den Vorwürfen in Medienberichten veröffentlicht worden waren, gab der rbb am Sonntag bekannt:
“Patricia Schlesinger legt ihr Amt als Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg mit sofortiger Wirkung nieder und tritt als Chefin des Senders zurück.”
Die Tagesschau hatte zuvor berichtet, dass Schlesinger aktuell Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft vorgeworfen werden. Demnach würden die bislang ungeklärten Vorwürfe von fragwürdigen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten rbb-Bauprojekt über eine üppige Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300.000 Euro, weiterhin von Essen mit “Multiplikatoren” auf rbb-Kosten in ihrer Privatwohnung und einem teuren Dienstwagen bis hin zu einem fragwürdigen System zusätzlicher Boni reichen.
Die bisherige Senderchefin hatte die Anschuldigungen gegen sie laut einem dpa-Bericht zurückgewiesen. In ihrer Mitteilung vom Sonntag sprach sie von “persönlichen Anwürfen und Diffamierungen”.
Dabei äußerte sie gegenüber den rbb-Mitarbeitern auch ihr Bedauern:
“Aktuell steht nicht mehr die journalistische und publizistische Leistung des Senders im Vordergrund, sondern es geht nur um mögliche und angebliche Verfehlungen der Intendantin. Das bedauere ich sehr und ich entschuldige mich bei den Beschäftigten des rbb für diese Entwicklung.”
In einer heutigen Sondersitzung will der Rundfunkrat über die zukünftige Leitung des Senders beraten. Ab sofort übernimmt der stellvertretende Intendant Hagen Brandstäter diese Funktion übergangsweise.
Der Deutsche Journalisten-Verband forderte im Hinblich auf die Vorgänge einen “überzeugenden Neuanfang” an der Spitze auch des rbb als ARD-Sender. Jetzt käme es darauf an, für die Nachfolge eine fachlich kompetente und absolut integere Führungsfigur zu finden, zitierte dpa den Verband.
Die Untersuchung der Vorwürfe, wofür intern für Mitarbeiter im Sender auch ein Whistleblower-System eingerichtet worden sei, soll noch ein paar Wochen dauern.
Mehr zum Thema – “Debatte” Gleichgesinnter: Wie der Deutschlandfunk Hörerkritik abwehrt