Von Andrew Korybko
Der israelische Außenminister Eli Cohen, zuvor Minister für Geheimdienste, reiste kürzlich in die turkmenische Hauptstadt Aschgabat, um dort Israels neue Botschaft einzuweihen. Die Times of Israel berichtete, dass Tel Aviv bereits seit einem Jahrzehnt eine Botschaftspräsenz in dieser ehemaligen Sowjetrepublik hat, aber der oberste Repräsentant Israels in Turkmenistan bisher von Hotels und von einem temporären Büro aus operierte. Dieser nun angemessen etablierte diplomatische Außenposten Israels ist von symbolischer Bedeutung, liegt er doch nur 16 Kilometer von der iranischen Grenze entfernt.
Darin liegt wohl der wahrscheinlichste Grund für diesen Schritt, der hauptsächlich dazu gedacht sein könnte, psychologisch Druck auf die Islamische Republik auszuüben, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Vertiefung der israelisch-aserbaidschanischen Beziehungen während der sich zugleich verschlechternden Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Iran stattfindet. Tatsächlich erklärte Cohen Ende März beim Festakt zur Eröffnung der aserbaidschanischen Botschaft in Tel Aviv, dass beide Länder Teil einer sogenannten “Einheitsfront gegen Iran” seien, was in Teheran die Wahrnehmung einer Bedrohung vonseiten Bakus drastisch verstärkte. Um fair zu bleiben, sei gesagt, dass man auch in Baku eine erhöhte Bedrohung aus Teheran wahrzunehmen meint.
Interessierte Leser können in der hier niedergelegten Analyse zusätzliche Einblicke darüber erhalten. Der Zweck des Verweises auf die genannte Analyse besteht darin, die Bewertung zu untermauern, dass Israel seine diplomatische Präsenz entlang der nördlichen Peripherie von Iran ausbaut, während parallel dazu Iran seine eigene diplomatische Präsenz am Golf vertieft. Beide Entwicklungen erforderten sicherlich umfangreiche Planungen, aber das Timing ist daher verblüffend.
Mit der Eröffnung seiner Botschaft in Aschgabat will Israel Iran zunehmendes Unbehagen bereiten. Tel Aviv hofft daher, dass Teheran irgendwann dahingehend reagiert, dass dann ein sich selbst antreibender Kreislauf des Misstrauens das iranisch-turkmenische Verhältnis genauso infiziert, wie es mittlerweile bereits das iranisch-aserbaidschanische Verhältnis infiziert hat. Derzeit ist das erstgenannte Verhältnis eigentlich noch ziemlich stabil und bleibt für beide Seiten vorteilhaft, aber man sollte dennoch nicht den psychologischen Druck übersehen, den Israel auf dieses Verhältnis gerade ausübt.
Aus turkmenischer Sicht kann dieses etwas abgeschiedene Land mit der Hilfe vonseiten Aserbaidschans, seines türkischen Verbündeten und des gemeinsamen israelischen Partners seine allmähliche Öffnung gegenüber der Welt fortsetzen. In Aschgabat hegte niemand antiiranische Absichten, als man Israel eine Botschaft in dieser Hauptstadt bauen ließ, aber man war auch nicht zu naiv, wie wohl Iran dieses Ereignis wahrnehmen würde. Aus diesem Grund kann es auch als symbolischer Ausdruck turkmenischer Souveränität interpretiert werden, um Iran zu zeigen, dass Turkmenistan wirklich unabhängig ist.
Dies ist aus Gründen der nationalen wie internationalen Machtausübung durch kulturelle und ideologische Mittel wichtig, was wiederum mit dem Wachstum des bilateralen Handels zwischen Turkmenistan und Iran zusammenhängt, von dem erwartet wird, dass er eine größere Rolle im Nord-Süd-Transportkorridor (NSTC) zwischen Russland und Indien spielen wird. Am Tag, nachdem Cohen die neue israelische Botschaft in Aschgabat eingeweiht hatte, unterzeichnete die turkmenische Eisenbahngesellschaft eine Absichtserklärung mit ihren kasachischen und russischen Partnern über die Straffung der Logistik und der Zusammenarbeit entlang dieser Strecke.
In der nachfolgenden Pressemitteilung heißt es ausdrücklich: “Die Parteien vereinbarten, ihre Kompetenzen zu bündeln, um wettbewerbsfähige Tarife und einen nahtlosen Warentransport von Russland, Kasachstan und Turkmenistan nach Iran, Indien, in die Länder des Nahen Ostens und in den asiatisch-pazifischen Raum zu schaffen.” Dies untermauert die Einschätzung, dass Turkmenistan keine antiiranischen Absichten hat, sondern will vielmehr seiner Bevölkerung und seinen Partnern im Ausland zeigen, nicht unter den ausschließlichen wirtschaftlichen Druck seines südlichen Nachbarn geraten zu wollen.
Ohne einen symbolischen Ausdruck der Souveränität, wie ihn die Eröffnung der israelischen Botschaft in Aschgabat darstellen soll, hätte eine US-Kampagne im Informationskrieg lanciert werden können, um Zweifel an der Souveränität des Landes zu säen. Einige Einheimische hätten dadurch irrigerweise in Angstversetzt werden können, ihr Land gebe sich “strategisch” Iran hin. Und diese falsche Wahrnehmung hätte schließlich als Auslöser für Unruhen und eine Farbrevolution dienen können.
An der Außenfront hätten die engen aserbaidschanischen und türkischen Partner Turkmenistans zu der Annahme manipuliert werden können, Iran plane die Ausweitung seines Einflusses dort stillschweigend mit wirtschaftlichen Mitteln, um so Aschgabat unter Druck zu setzen, sich mit der Zeit von Baku und Ankara besser zu distanzieren. Ein mehrseitiges “sicherheitsstrategisches Dilemma” auf Kosten der eurasischen Stabilität hätte somit Wurzeln schlagen können. Aber genau das wurde durch die Eröffnung der israelischen Botschaft abgewendet, was somit die Aussichten für solch ein Szenario sehr verschlechtert.
Natürlich wäre es wunderbar, wenn Israel und Iran in Drittländern nicht gegeneinander konkurrieren würden. Aber es wäre auch unrealistisch, das zu erwarten, denn beide Staaten wollen sich als Reaktion auf Aktionen von Drittstaaten, insbesondere von Verbündeten ihrer jeweiligen Rivalen, stets neu ausrichten, um das Kräftegleichgewicht auszubalancieren.
Die Annäherung Irans an seine südlichen Golfnachbarn wurde von israelischer Seite damit beantwortet, dass Israel seine Präsenz entlang der nördlichen Peripherie von Iran ausbaut, wobei hierbei der aserbaidschanische Aspekt klare sicherheitspolitische und strategische Dimensionen hat, während der turkmenische Aspekt wohl hauptsächlich psychologischer Natur ist.
Da sich die iranisch-turkmenischen Handelsbeziehungen aufgrund ihrer wachsenden Rolle im NSTC ausweiten werden, war es für Turkmenistan somit sinnvoll, in einem symbolischen Akt Souveränität zu bekunden, um präventiv die falsche und potenziell drohende Wahrnehmung im In- und Ausland abzuwenden, es laufe Gefahr, total unter iranischen Einfluss zu geraten. Israel seinerseits war mehr als glücklich, dem nachzukommen, indem es dort eine Botschaft eröffnete, die den eigenen Zwecken dient, während es wie erklärt die Ambitionen seines Gastgebers ergänzt.
Zusammenfassend stellt das iranisch-israelische Zusammenspiel in der gesamten Region – und insbesondere an der Peripherie des jeweils anderen – einen dauerhaften Trend im Neuen Kalten Krieg dar, der auf unbestimmte Zeit geführt werden wird. Jeder der Rivalen wird weiterhin versuchen, den anderen auf kreative Weise auszuspielen, was in letzter Zeit auf diplomatischem Wege betrieben wurde, anstatt sich wie zuvor auf Subversionsakte zu konzentrieren. Dennoch wäre es verfrüht, daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sich die iranisch-israelische Rivalität stabilisieren werde, obwohl dies vorteilhaft für alle Beteiligte wäre.
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Übersetzt aus dem Englischen.
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.