
Drogerie-Milliardär Dirk Roßmann, Unternehmensgründer der weltweit agierenden Marke Rossmann, kündigte gegenüber der Lebensmittel-Zeitung an (Bezahlschranke), dass das Unternehmen aus dem Verband der Familienunternehmer austreten werde. Der alleinige Grund laute demnach, dass “die Haltung des Verbands” zum Thema AfD-Brandmauer dem Milliardär missfalle. Parallel erfährt der Verband zunehmende Kritik vonseiten der Politik, dies vornehmlich seitens der Grünen und der SPD. Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Roßmann-Entscheidung “ein wichtiges Signal” darstelle.
“Die Diskussionen um den Umgang der deutschen Wirtschaft mit der sogenannten ‘Brandmauer’ gegenüber der AfD reißen nicht ab”, so das Handelsblatt berichtend. Im Oktober hatte der Verband erstmalig zu seinem Parlamentarischen Abend in Berlin auch AfD-Vertreter eingeladen. Die Redaktion reagierte auf einen Artikel der Lebensmittel-Zeitung, um weiter zu berichten:
“Nun hat die Drogeriemarktkette Rossmann auf Anfrage des Handelsblatts bestätigt, dass das Unternehmen aus dem Verband ‘Die Familienunternehmer’ ausgetreten ist.”
Rossmann >>> pic.twitter.com/WKUCdqhS3B
— _horizont_ (@hori_____zont) November 26, 2025
Laut Handelsblatt würden angesichts der sich mehrenden Kritik in der Branche, ausgehend von der neuen Strategie des Verbands, “auch andere Unternehmen über Konsequenzen nachdenken.” So heißt es “etwa bei der Melitta-Gruppe [die sich auf verschiedene Geschäftsfelder wie Kaffee und Haushaltsprodukte spezialisiert hat, Anm. der RT-Redaktion], “sie halte sich offen, ihre Mitgliedschaft zu überdenken.”
Ein Welt-Artikel berichtet zur Causa:
“Auch der Hausgerätehersteller Vorwerk, der ebenfalls Mitglied ist, äußerte sich zur Debatte. Man nehme die jüngsten Äußerungen des Verbands zur Kenntnis und teile die wirtschaftspolitischen Inhalte. ‘Allerdings sehen wir einzelne Formulierungen kritisch – insbesondere dort, wo sie Interpretationsspielräume im Umgang mit politischen Rändern eröffnen.'”
Von dem kritisierten Verband erwarte das Unternehmen nun die “unmissverständliche Kommunikation, die keine Zweifel an der klaren Abgrenzung gegenüber extremistischen Positionen zulässt”, so die Erklärung gegenüber dem Springer-Verlag. Die Bild-Zeitung aus dem gleichen Verlagshaus berichtet ergänzend:
“Zoff um Familienunternehmer: Wegen AfD! Rot-Grün sauer auf Verbände”
So würden “auch hochrangige Vertreter” von SPD und Grünen sich in die Debatte einschalten und “den Kurs der Familienunternehmer scharf kritisieren.” Der Verband Die Familienunternehmer vertritt nach eigenen Angaben rund 6.500 Familienbetriebe aus ganz Deutschland, so unter anderem mittelständische Unternehmen bis hin zu international tätigen Konzernen wie BMW.
Zu Wochenbeginn wurde bekannt, dass die Deutsche Bank dem Familienunternehmer-Verband bereits zugesagte Räumlichkeiten für das kommende Jahr nicht mehr zur Verfügung stellen werde. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, Friedhelm Wachs, erkennt laut Zeit–Artikel “in der Öffnung des Verbands für Gespräche mit AfD-Vertretern eine politische Taktik”. Weiter heißt es dazu:
“Vor allem im Osten ist die AfD ein Faktum”, sagte Wachs. Darauf müssten auch Unternehmer reagieren. Die AfD stelle im kommenden Jahr möglicherweise Landesregierungen, es gebe jedoch kaum öffentliche Debatten darüber, wie in diesem Fall zu reagieren wäre, und vor welchen Herausforderungen Unternehmer in diesem Fall stünden.”
Vertreter evangelischer und katholischer Unternehmer würden sich daher “gegen Gesprächsverbote mit der AfD aussprechen, wichtig sei jedoch die inhaltliche Abgrenzung.” Politiker von SPD und Grünen erkennen demgegenüber anscheinend keinerlei Diskussionsfreiraum. So berichtet die Bild Katharina Dröge zitierend:
“Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion zu Bild: ‘Demokratie und ein offenes Wirtschaftsmodell sind die Grundlage unseres Wohlstands. Kein Unternehmen wird langfristig erfolgreich sein, wenn Rechtsextreme unser Land spalten und unser friedliches Zusammenleben gefährden.’“
Grünen-Co-Vorsitzende Britta Haßelmann erklärte vor zwei Tagen auf X:
“Die rund 6.500 Unternehmen, die im Verband der Familienunternehmer organisiert sind, sollten sich sehr ernsthaft überlegen, ob Frau Ostermann als Vorsitzende des Verbandes tatsächlich in ihrem Namen einer solchen gefährlichen Relativierung und Entwicklung das Wort redet #noafd.”
Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Andreas Audretsch forderte vom Verband, “die rund 6.500 Unternehmen sollten diese Irrfahrt stoppen”, und weiter:
“Mit einer gesichert rechtsextremen Putin-Propaganda-Partei trinkt man nicht nett ein Weinchen beim parlamentarischen Abend.”
Esra Limbacher, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, gab zu Protokoll:
“Die AfD ist eine wirtschaftsfeindliche Partei voller Putin-Freunde. Sie stellt sich damit frontal gegen die Grundlagen unseres Wohlstands. Wer glaubt, man könne die AfD ‘stellen’, indem man sie zum Häppchenessen bei parlamentarischen Abenden einlädt, der irrt gewaltig.”
Die Familienunternehmer sollten noch einmal nachdenken, wem sie da die Hand reichen. Weidel hebt erneut stolz ihre guten Kontakte zu Trump und Putins Russland hervor, Mächte, die unsere Wirtschaft bekämpfen, und somit unsere Freiheit und unseren Wohlstand angreifen. pic.twitter.com/FJ9lFxUxkj
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) November 26, 2025
Das Ex-Linken-Bundestagsmitglied Niema Movassat ebenfalls auf X:
“Der Verband der Familienunternehmer hat die AfD eingeladen und möchte mit ihnen ins Gespräch kommen. Mitglieder des Verbandes sind u. a. Kärcher, Miele, Viessmann, Melitta, Thalia, Villeroy & Boch, Vorwerk. Einmal mehr sucht die deutsche Wirtschaft die Nähe zu Faschisten.”
Als Gegenstimme erklärte Friedemann Berg vom “Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks” gegenüber der Bild-Redaktion, der Verband gehe zwar nicht aktiv auf die Partei zu, “wenn die AfD aber anfragt oder um ein Gespräch bittet, gebietet der Respekt vor dem Abgeordnetenamt, mit der AfD zu sprechen.”
Der attackierte Verband reagierte zu Wochenbeginn mit der wörtlichen Information, dass “wir Familienunternehmer keine Regierung mit AfD-Beteiligung wollen.” Die Mitteilung endet mit der Erklärung:
“Mit einem Andersdenkenden zu diskutieren, heißt nicht seine Positionen zu akzeptieren. Reden heißt nicht zusammenarbeiten. Und wer gar nicht mehr redet, hat inhaltlich aufgegeben – gerade diejenigen überlassen das Feld den Extremisten. Demokratie lebt vom Streit um die besten Inhalte, nicht vom Schweigen. Die Zeit ist vorbei, in der man die Debatte verweigern kann und wehr- und tatenlos auf eine Verbesserung der Wahlergebnisse hofft. Wer diesen Ansatz verteufelt, macht am Ende nur die Extremisten stark.”
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