Dort wurde die Front für die ukrainischen Truppen wieder ein bedeutendes Stück weit erodiert und so ihrem unvermeidlichen Zusammensturz einen weiteren Schritt nähergebracht.
“Der wichtigste Brennpunkt bleibt zweifellos Artjomowsk samt Umgebung, Frontabschnitt Donbass. Hier haben die russischen Truppen in der nun vergangenen Woche versucht, die Gruppierung in der Stadt vom Rest der ukrainischen Einheiten abzuschneiden […] sie zumindest operativ einzukesseln. Und es gelang ihnen, sowohl südlich als auch nördlich der Stadt große Erfolge zu erzielen.”
Mittlerweile wird sogar in den ukrainischen Medien die Frage offen diskutiert, wie lange ein frisch im Rahmen der totalen Mobilmachung Eingezogener ohne militärische Schulung oder Erfahrung im Schnitt überlebt, sobald er in Artjomowsk oder in dessen Umgebung ankommt – und die Antwort ist für Kiew mit vier Stunden alles andere als erbaulich.
“Daher ist es nur logisch, dass das ukrainische Kommando Versuche begann, seine kampffähigsten Einheiten nach und nach aus der Stadt abzuziehen, Kriegsgerät zu retten, das noch zu retten ist. Und erkauft wird dies mit dem Verheizen der gewöhnlichen Frischeingezogenen. […] Nur so lange überleben die frischeingezogenen Bürger, die heute überall in den Städten des Landes zusammengetrieben werden, sobald sie in den Fleischwolf von Artjomowsk geworfen werden: durchschnittlich vier Stunden!”
Darüber sprechen bereits ukrainische Journalisten. Dies bestätige die katastrophale Lage für die Ukraine an diesem Teilabschnitt der Front, der kolossale Massen an Militärpersonal und Ressourcen verschlingt – auch Reserven, die von Kiew eigentlich für seine Frühjahrsoffensive vorgesehen waren.
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf YouTube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.
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