Von Dagmar Henn
Ab dem 1. Mai, so war es vorgesehen, sollten die Deutschen nur noch digitale Passfotos einreichen können. Kein Problem, sollte man denken, zumindest für alle, die ein Handy haben. So aber ist das nicht gemeint. Weil man nämlich gleichzeitig das ganze Prozedere aus der Ferne abwickeln will.
Und da beginnt dann das Problem. Seit Corona und der darauffolgenden Einführung von Terminbuchungen bei den Einwohnermeldebehörden funktioniert eigentlich nichts mehr richtig. Also sollen die Bürger künftig einen Pass bekommen können, ohne in den Behörden vorbeizukommen, was bisher für die Antragstellung und vor allem für die Abholung erforderlich war. Das ist aber nicht ganz so einfach, weil ein Pass ein offizielles Dokument ist, das die Identität bestätigt, und im bisherigen Anlauf sichergestellt war, dass immer ein Beamter überprüfen konnte, ob das Bild auch die Person zeigt, die den Pass beantragt.
Das könnte man auf vielerlei Weise lösen, Telefondienstleister machen das beispielsweise seit Jahren per Videokonferenz und Gesichtserkennung. Was wiederum wieder die Frage aufwirft, wie das Menschen schaffen sollen, die nicht mit Computern und dergleichen vertraut sind. Aber das ist nicht das eigentliche Hindernis, denn natürlich kann man davon ausgehen, dass deutsche Planer da noch andere Knoten hineinbringen können.
Die geniale Konstruktion, die gefunden wurde, lautet, dass man die Fotos für den Pass nur noch bei zertifizierten Fotografen oder in Automaten in der Behörde selbst machen kann. Natürlich die Variante, die am meisten Kosten und Zeitaufwand für die Nutzer generiert – in ländlichen Regionen ist der nächste Fotograf oft genauso weit weg wie die Behörde, und das ohne funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Da nützt dann nicht einmal die Tatsache etwas, dass auch Drogeriemärkte anbieten, diese Fotos zu machen.
Aber es geht noch besser. Die Einwohnermeldeämter in Mecklenburg melden gerade, die Geräte für die Fotos kämen erst im August. Aber die Fotogeschäfte, die ohnehin längst dünn gesät sind, haben vielfach auch die nötigen Kurse nicht absolviert und nicht das erforderliche Lesegerät. Dabei werden diese Bilder einfach nur per Cloud übertragen; es gibt keine zwingende technische Begründung, warum das nicht einfacher und kostengünstiger gehen soll.
Der Bericht des Nordkuriers über die Probleme erwähnt auch, dass manche Dienststellen jetzt mit iPhones improvisieren, weil die Geräte für die Fotos noch nicht verfügbar sind. Wobei eigentlich, wenn man schon unbedingt so eine komplizierte Version wählen muss, die Zeiten, die nötig sind, um die erforderliche Technik zur Verfügung zu stellen, Teil der entsprechenden Planung sein müssten.
Immerhin hat jetzt das Bundesinnenministerium entschieden, “in Ausnahmefällen die Akzeptanz papiergebundener Lichtbilder über den 1. Mai 2025 hinaus und zunächst bis zum 31. Juli 2025 weiter zu erlauben”. Mal sehen, ob es dabei bleibt, oder ob das Faeser-Ministerium eine Miniversion von Stuttgart 21 schafft. Nun, wer so eifrig daran arbeitet, Bürgerrechte zu schleifen und die Meinungsfreiheit zu bekämpfen, kann da nicht auch noch Zeit für vernünftige Planungen aufbringen.
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