Nachdem der neue US-Präsident Donald Trump Ansprüche auf den Panamakanal erhoben und gefordert hat, die Kontrolle über die Wasserstraße an die USA zurückzugeben, fühlen sich viele Panamaer an das Jahr 1989 erinnert. Darüber berichtet die Financial Times (FT).
Im Dezember 1989 war das US-Militär in Panama einmarschiert und stürzte den Regierungschef General Manuel Noriega. Menschen, die die Kämpfe damals überlebt hatten, sind nun verärgert, “dass sie wieder einmal der Willkür des wichtigsten Verbündeten ihres Landes ausgeliefert sind”, schreibt das Blatt.
Isaias Blades, ein panamaischer Straßenhändler, der als Kind vor US-Militärhubschraubern Zuflucht suchen musste, meint gegenüber der FT, dass “Trump die Flagge Panamas respektieren sollte, so wie wir die der Vereinigten Staaten von Amerika respektieren”.
Wie es heißt, glauben nur wenige, dass der US-Präsident es mit einer militärischen Invasion in Panama ernst meint. Doch wenn Trump Truppen entsenden werde, so stehe das Land mit einer Bevölkerung von gerade einmal 4,5 Millionen Einwohnern militärisch schwach da, schreibt die Zeitung. Es habe keine Armee und wenig Erfahrung in der Kriegsführung.
“Wir sind besorgt”, gibt ein hochrangiger panamaischer Beamter in einem informellen Gespräch mit der FT an. Und weiter:
“Wir glauben, dass es zu einer Art Vergeltung kommen könnte, wenn Trump nicht bekommt, was er will. Mal sehen, was auf dem Verhandlungstisch liegen könnte.”
Mit Blick auf Trumps Äußerung, dass der Panamakanal von China betrieben werde, erklärt Ilya Espino de Marotta, die stellvertretende Verwalterin des Kanals, dass China keinen Einfluss auf die Wasserstraße habe. Alle an chinesische Unternehmen vergebenen Aufträge seien transparent, betont sie.
“Er wird zu 100 Prozent von Panamaern betrieben. Und wir sind allen Ländern gegenüber neutral.”
Bereits in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident habe Trump seine Besorgnis bezüglich des Panamakanals zum Ausdruck gebracht, berichtet die FT weiter. Als er 2017 den damaligen panamaischen Präsidenten Juan Carlos Varela im Weißen Haus getroffen habe, habe Trump in einem privaten Gespräch die Kanalgebühren und Eigentumsverhältnisse thematisiert.
Bis zu seiner vollständigen Übergabe an Panama 1999 wurde der 1914 gebaute Panamakanal von den USA kontrolliert. Im Jahr 1977 hatte der damalige US-Präsident Jimmy Carter einen Vertrag mit dem panamaischen General Omar Torrijos unterzeichnet, der Panama die freie Kontrolle über die Wasserstraße gewährte und ihre dauerhafte Neutralität garantierte.
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