Nach bisherigen Angaben sind sechs Menschen bei einer Schießerei im besetzten Ostjerusalem getötet und mindestens zwanzig weitere Menschen verletzt worden, darunter mehrere durch Schüsse, so erste Informationen seitens israelischer Behörden und Medien. Die Behörden bewerten den Vorfall als “Terrorakt”. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Minister Itamar Ben-Gvir fanden sich rund zwei Stunden nach den Schüssen öffentlichkeitswirksam am Tatort ein, um den Soldaten vor Ort für die “Neutralisierung” der vermeintlichen Attentäter zu gratulieren und zu danken.
Laut offiziellen israelischen Angaben waren die ermittelten Täter gemeinsam in einem Fahrzeug gekommen und hatten demnach unmittelbar an einer Haltestelle das Feuer auf einen Bus und eine Mitfahrgelegenheit eröffnet. Weitere Behördenangaben lauten, dass die beiden Männer “aus einem Gebiet im besetzten Westjordanland westlich des besetzten Ostjerusalems stammen”. Laut Zeugenaussagen soll dabei einer von ihnen als Fahrkartenkontrolleur verkleidet gewesen sein. Die beiden Männer wurden “offenbar von einem Soldaten der israelischen Streitkräfte und einem jungen ultraorthodoxen Mann getötet“, so die Zeitung Israel Hayom.
Der Anschlag gilt laut Medienberichten als der schlimmste seit Oktober 2024, als zwei Palästinenser aus dem Westjordanland in einer Stadtbahn in Tel Aviv das Feuer eröffneten. Die letzte Schießerei dieser Art im Großraum Jerusalem erfolgte im November 2023. Der heutige Anschlag ereignete sich in einer Phase der stetig wachsenden internationalen Kritik am brutalen Vorgehen der Netanjahu-Administration im Gazastreifen. Zudem fiel er genau auf den Tag, an dem der Korruptionsprozess gegen Premierminister Benjamin Netanjahu nach einer vierwöchigen Pause fortgesetzt werden sollte. Die Anhörung sollte laut Planung um zwölf Uhr mittags beginnen und voraussichtlich mehrere Stunden dauern. Laut Medien war nach dem Anschlag unklar, ob Netanjahu eventuell nicht persönlich zur Anhörung erscheint.
Hunderte Sicherheitskräfte durchsuchten den Tatort den gesamten Vormittag über nach weiteren Angreifern oder Sprengsätzen. Das israelische Militär erklärte zudem, dass vorbeugend palästinensische Dörfer am Rande der nahegelegenen Stadt Ramallah im Westjordanland von den IDF eingekreist würden.
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