Die österreichische Bankengruppe Raiffeisen Bank International (RBI) beabsichtigt, ihre auf dem russischen Finanzmarkt tätige Tochtergesellschaft zu verkaufen oder sonst aus dem Konzernverbund herauszuführen. Das geht aus einer Pressemitteilung (“Presseaussendung”) des Kreditinstituts vom Donnerstag hervor. Wörtlich heißt es darin (Orthografie des Originals wurde beibehalten – d. Red.):
“Der RBI-Konzern wird mögliche Transaktionen, die zu einem Verkauf oder einer Abspaltung der Raiffeisenbank Russland und ihrer Endkonsolidierung aus dem RBI-Konzern führen würden, in voller Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Gesetzen und Vorschriften und in Absprache mit den jeweils zuständigen Behörden weiterverfolgen.”
Die Bank betonte, dass sie sich verpflichtet sehe, ihre Geschäftsaktivitäten in Russland weiter zu reduzieren. Der RBI-Konzern und seine Stakeholder befänden sich in einer “noch nie dagewesenen Situation”. Man sehe “die Dringlichkeit zu handeln, die der Krieg geschaffen hat”.
Um einen vollständigen Ausstieg aus dem Russland-Geschäft soll es sich dabei laut der Pressemitteilung jedoch nicht handeln. Die Raiffeisenbank werde “einige Bankgeschäfte” in Russland aufrechterhalten, um die Bedingungen zur Aufrechterhaltung ihrer Banklizenz zu erfüllen. Sie wolle ihre Kunden, einschließlich jener, die von der Reduktion der Geschäftsaktivitäten in Russland betroffen sind, weiter unterstützen. Man sehe sich zudem in einer Fürsorgepflicht für Mitarbeiter “in allen unseren Märkten”. In russischen Geschäftseinheiten des RBI-Konzerns seien über 9.000 Mitarbeiter beschäftigt, heißt es weiter.
Am Donnerstag ist zudem bekannt geworden, dass die Raiffeisen Bank ab 3. April den Mindestbetrag der ausgehenden Überweisungen (aus Russland nach dem Ausland) in Dollar oder Euro für Privatpersonen auf 20.000 erhöhen wird. Für andere Fremdwährungen hat sich die Untergrenze allerdings nicht geändert: 10.000 Pfund Sterling und Schweizer Franken, 70.000 Yuan und eine Million Yen. Für eingehende Überweisungen gibt es weiterhin keine Beschränkungen.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters Quellen mit der Aussage zitiert, dass die Europäische Zentralbank Druck auf die RBI ausübe, ihr nach Einschätzung der Regulierungsbehörde hochprofitables Geschäft in Russland aufzugeben.
Im Januar erhob auch die Nationalbank der Ukraine Ansprüche gegen die RBI und mehrere andere Banken. Es lägen Informationen vor, dass sie Teilnehmern an der Militäroperation in der Ukraine günstige Kreditkonditionen gewährt hätten, was angeblich den offiziellen Erklärungen dieser Organisationen widerspreche. Die österreichische Gruppe erklärte damals, sie prüfe “alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank in Russland”, dieser Prozess sei aber “angesichts der Komplexität der Situation, einschließlich der von Russland auferlegten Beschränkungen”, noch nicht abgeschlossen.
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