Im Prozess gegen eine Jugendbande, der einer jungen Lehrerin monatelange Bedrohung, Erpressung und Missbrauch vorgeworfen wird, machte das Opfer am Donnerstag ihre Aussage vor Gericht. Über Videoübertragung schilderte sie detailliert die Gewalttaten, denen sie ausgesetzt war. Die Pädagogin war unter Tränen sichtlich erschüttert. Die Vernehmung dauerte mehrere Stunden.
Auf den Videoaufnahmen war die Frau nervös zu sehen: Sie knetete einen Stressball, der schließlich platzte, und strich sich immer wieder unsicher die Haare hinters Ohr. Die Jugendlichen, die sich als Gang mit 80 Personen bezeichneten, hatten sie eingeschüchtert und zu Taten gezwungen. Am Ende zündeten die sieben Angeklagten ihre Wohnung an, während sie im Ausland auf Urlaub war.
Alles begann Anfang 2024 mit einer Nachricht auf Instagram von einem ihrer ehemaligen Schüler. Zunächst harmlos, entwickelte sich der Kontakt zu einer Affäre. “Ich war sehr betrunken und habe einen Fehler gemacht”, sagte die Lehrerin über die erste Begegnung. Sie habe sich nach diesem Vorfall bedroht gefühlt, da der Jugendliche Teil einer kriminellen Gruppe war.
Bald darauf nahmen die Angeklagten sie wiederholt in ihre Gewalt. Die Frau berichtete, dass sie aus Angst vor Bloßstellung und weiterer Erpressung die Jugendlichen immer wieder in ihre Wohnung ließ und bewirtete. “Ich habe mich nicht getraut, ‘nein’ zu sagen”, erklärte sie. Zahlreiche Drohungen, Erpressungen und auch die Wegnahme von 800 Euro aus ihrer Spardose wurden im Gerichtssaal geschildert.
Im August eskalierte die Gewalt erstmals unter Drogeneinfluss. Das Opfer wurde gezielt geschwächt und missbraucht. Details zu den Übergriffen konnten nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden.
“Ich musste mich jemandem anvertrauen. Ich wusste, wenn ich es jetzt nicht mache, schaffe ich das nicht mehr”,
sagte die Lehrerin. Sie begab sich in Therapie, meldete den Missbrauch zunächst jedoch nicht der Polizei. Bis November schien sich die Lage zu entspannen. Dann erhielt die Frau erneut Nachrichten von Jugendlichen, die sexuelle Anspielungen enthielten. Bei einem weiteren Treffen in ihrer Wohnung soll es zu weiteren Vergewaltigungen gekommen sein.
Die Angeklagten zeigten während der Verhandlung wenig Reue; einige grinsten, andere starrten ins Leere. Die Gewaltspirale endete Mitte Januar, als die Angeklagten die Wohnung der Lehrerin in Brand setzten. Die Frau befand sich zu diesem Zeitpunkt im Ausland. Das Haus wurde vollständig zerstört. Der Prozess gegen die sieben Jugendlichen geht am 20. Oktober mit dem Urteil zu Ende. Beobachter beschrieben die Atmosphäre im Gerichtssaal als bedrückend.
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