Offiziell gilt er als Technologie der Zukunft, dabei hatte der Elektroantrieb für Automobile bereits vor über 100 Jahren das Rennen gegen Verbrennungsmotoren verloren. Ungeachtet aller beeindruckenden technischen Fortschritte, die bei der elektrischen Antriebstechnik seither erzielt werden konnten, bleiben die Nachteile des E-Autos im Wesentlichen die gleichen wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts.
Abgesehen vom gravierenden Preisunterschied in der Anschaffung, haben Elektroautos immer noch mit schweren Akkus, begrenzten Ladekapazitäten und vergleichsweise geringen Reichweiten zu kämpfen. Teilweise schaffen die Strom-Mobile nicht einmal die Hälfte, eher nur ein Drittel der Strecke, die Autos mit Verbrennungsmotoren unter realistischen Bedingungen zurücklegen können. Die lange Dauer zur Wiederaufladung steht der Bewältigung langer Reisestrecken entgegen. Daher kommt eine Nutzung von E-Autos realistischerweise bislang nur im Kurzstreckenverkehr in Betracht.
So haben die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) über einen Alltagstest von Elektroautos berichtet, den die britische Verbraucherschutz-Organisation “Which?” – vergleichbar der deutschen Stiftung Warentest – durchgeführt hat. Dabei kam heraus, dass die tatsächlichen Reichweiten der Elektroautos bei den meisten Modellen stark von den Fahrleistungen abweichen, mit denen die Hersteller werben.
Demnach soll die tatsächliche Reichweite durchschnittlich um etwa 20 Prozent von den Herstellerangaben abweichen – nach unten. Die Differenz habe im Schnitt bei 72 Kilometern gelegen, wie das Portal Blackout News unter Berufung auf einen Times-Artikel geschrieben habe.
Elektro-Pionier schneidet besonders schlecht ab
Getestet wurden 70 Akkumulator-Autos unter alltagsnahen Bedingungen, die sich am bekannten, zunächst für Verbrenner-Autos entwickelten WLTP-Testzyklus orientierten. Die Tester von “Which?” legten dabei die in 14 Ländern ermittelten Fahrdaten für den halbstündigen Test zugrunde, der für eine Strecke von gut 23 Kilometern die Daten verschiedener Motor-Getriebe- sowie Ausstattungsvarianten eines Automodells ermittelt. Auch die Außentemperaturen fließen in die Messungen ein. Der Testzyklus muss jeweils bei 14 und 23 Grad Celsius absolviert werden.
Die Ergebnisse fielen ernüchternd aus. Die DWN zitieren eine Verbraucherschutzredakteurin von “Which?” mit folgendem Fazit:
“Unsere Untersuchung legt nahe, dass Fahrer von Elektroautos enttäuscht sein könnten von der Reichweite, die sie realistischerweise mit einer einzigen Ladung zurücklegen können. Die Elektrofahrzeuge in unseren Tests weisen eine durchschnittliche Abweichung von 45 Meilen (ca. 72 Kilometer) zu den offiziellen Angaben auf, was bedeutet, dass Besitzer häufiger laden müssen. Besonders betroffen sind jene, die regelmäßig lange Strecken fahren oder nicht zu Hause aufladen können.”
Überraschend groß erwies sich laut den “Which?”-Testern der Unterschied zwischen angeblicher und wirklicher Reichweite beim Model Y des US-Elektro-Autobauers Tesla. Das Vorzeigemodell des vom Milliardär Elon Musk geführten Konzerns schaffte unter normierten Testbedingungen statt der angegebenen 530 Kilometer gerade einmal 370 Kilometer.
Schon die magere Reichweite der meisten Elektroautos wirft Fragen nach ihrer Ökobilanz auf. Denn je kürzer die zurückgelegte Strecke, desto häufiger wird ein Nachladen des Akkus notwendig. Dies wiederum geht in die Nutzungs- und Unterhaltskosten ein.
Dabei werden die Fahrleistungen der E-Autos nicht nur wie bei konventionellen Pkw vom Fahrverhalten beeinflusst. Eine besondere Rolle für die Verkürzung der Reichweite spielen bei Elektroautos die Außentemperatur, das Einschalten der Heizung und Klimaanlage sowie das Beschleunigen und die Endgeschwindigkeit. Schließlich beeinflusst auch der Zustand des Akkus – bekannt vom Smartphone oder Notebook – in die Leistungsfähigkeit, also Reichweite des E-Autos.
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