Die ukrainischen Behörden haben eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet, nachdem drei Jugendliche beim Zeigen des Hitlergrußes an einer Holocaust-Gedenkstätte in Charkow fotografiert wurden und damit Empörung bei lokalen Behörden und jüdischen Organisationen hervorgerufen hatten.
Der Vorfall ereignete sich an der Gedenkstätte Drobizkij Jar, wo während der Nazi-Besatzung im Zweiten Weltkrieg bis zu 20.000 Juden in einer Schlucht durch Massenerschießungen hingerichtet wurden. Fotos, auf denen die drei Jugendlichen zu sehen sind, von denen zwei auf den Stufen der Gedenkstätte eindeutig den Nazigruß zeigen, wurden am vergangenen Wochenende über lokale Telegram-Kanäle verbreitet.
Der Bürgermeister von Charkow, Igor Terechow, verurteilte die Tat als “bewusste Schändung des Gedenkens, der Menschlichkeit und von Charkow selbst”.
“Drobizkij Jar ist nicht nur ein Ort – es ist eine Wunde im Herzen von Charkow. Es ist eine Stille, die durch den Schmerz Tausender unschuldiger Menschen schreit”, schrieb Terechow am Mittwoch in einer Erklärung auf seinem Telegram-Kanal. Weiter heißt es in seinem Post:
“Diese drei sind nicht ‘nur Kinder’, es ist kein ‘Scherz’, kein ‘Fehler’. Dies ist ein vorsätzlicher Akt der Verhöhnung (…) Ich appelliere an die Strafverfolgungsbehörden – finden Sie sie. Und zwar schnell. Öffentlich. Und sorgen Sie dafür, dass diese jungen Nazis für ihre Taten angemessen bestraft werden.”
Auch die Vereinigte Jüdische Gemeinde der Ukraine verurteilte den Vorfall und reichte bei den Strafverfolgungsbehörden eine formelle Beschwerde ein. Die Regionalpolizei Charkow bestätigte, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, und erklärte, sie arbeite daran, die beteiligten Personen zu identifizieren und ausfindig zu machen. Im Falle einer Verurteilung drohen den Verdächtigen bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Drobizkij Jar ist einer von Dutzenden Orten in der Ukraine, wo es während des Holocaust zu Massakern kam, bei denen deutsche Truppen und lokale Kollaborateure während des Zweiten Weltkriegs rund 1,5 Millionen Juden ermordeten.
Russland hat der ukrainischen Führung immer wieder vorgeworfen, eine neonazistische Ideologie zu vertreten und bekannte Kollaborateure aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu verherrlichen. Als der Konflikt zwischen Moskau und Kiew im Februar 2022 zu offenen Feindseligkeiten eskalierte, nannte der russische Präsident Wladimir Putin die “Entnazifizierung” der Ukraine als eines der Hauptziele seiner Militäroperation, neben Entmilitarisierung und Neutralität.
Hochrangige russische Beamte haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die derzeitigen ukrainischen Behörden offen Nazigrößen feiern, insbesondere Stepan Bandera, einen ukrainischen Nationalisten, der mit dem Dritten Reich kollaborierte. Bandera wird in der Ukraine seit dem Jahr 2010 offiziell als Nationalheld gefeiert. Nationalisten begehen seinen Geburtstag am 1. Januar regelmäßig mit Fackelmärschen und Massendemonstrationen.
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