NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg will wie geplant im Oktober von seinem Amt zurücktreten. Das bestätigte seine Sprecherin Oana Lungescu am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa und wies zugleich Berichte über eine weitere Verlängerung seiner Amtszeit zurück. “Er hat nicht die Absicht, eine weitere Verlängerung seines Mandats anzustreben”, erklärte sie.
Die Welt am Sonntag hatte zuvor berichtet, dass Stoltenbergs Amtszeit erneut verlängert werden könnte, um die Stabilität der NATO während des Krieges in der Ukraine aufrechtzuerhalten – die jüngste in einer Reihe von Spekulationen über einen möglichen Verbleib des NATO-Chefs. Stoltenbergs Amtszeit wurde bereits dreimal verlängert, zuletzt im März letzten Jahres. Eigentlich hatte der studierte Wirtschaftswissenschaftler bereits im vergangenen Jahr aufhören und zurück in seine Heimat gehen wollen. Dort war er damals für den Posten als Chef der Zentralbank vorgesehen.
Diplomaten mehrerer NATO-Verbündeter hatten angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine spekuliert, dass Stoltenbergs Mandat bis zu einem Gipfel im nächsten Jahr anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Bündnisses erneut verlängert werden könnte. Der ehemalige norwegische Ministerpräsident hatte sein Amt im Brüsseler NATO-Hauptquartier im Oktober 2014 angetreten. Prominente Unterstützer seiner Bewerbung waren unter anderem die einstige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ehemalige US-Präsident Barack Obama.
Stoltenberg ist derzeit der am zweitlängsten amtierende Generalsekretär der NATO. Übertroffen wird er dabei nur von dem Niederländer Joseph Luns, der das Amt von 1971 bis 1984 innehatte. Eine Entscheidung über die Nachfolge Stoltenbergs ist noch nicht gefallen. Laut Informationen der Welt könnte er aber von dem spanischen Premierminister Pedro Sánchez oder dem britischen Verteidigungsminister Ben Wallace abgelöst werden. Die beiden Politiker sollen in NATO-Kreisen demnach als Favoriten für den Posten gelten.
Stoltenberg war ein angesehener Generalsekretär, da er das Bündnis in den vergangenen Jahren erfolgreich durch mehrere Krisen manövriert hat. Als Vorsitzender des Verteidigungsbündnisses lenkte er Diskussionen, leitete die Entscheidungsfindung und stellte die Umsetzung getroffener Beschlüsse sicher. Besonders zugutegehalten wird ihm, dass er im Streit zwischen dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und den europäischen Verbündeten über die Verteidigungsausgaben mäßigend eingriff.
Auch seine unaufgeregte und sehr entschiedene Art, die Reaktion der NATO auf den Krieg in der Ukraine zu koordinieren, und das erfolgreiche Werben für Waffenlieferungen bei den NATO-Partnern brachten Stoltenberg bei den Mitgliedern des Bündnisses zuletzt sehr viel Anerkennung ein. Es wird erwartet, dass die NATO-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen in Litauens Hauptstadt Vilnius im Juli einen neuen Generalsekretär ernennen werden.
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