Nachdem im Dezember ein Leck an der russischen Sojus-Kapsel entdeckt worden war, suchen die NASA und Roskosmos nach einer Möglichkeit, die damit zuvor zur Internationalen Raumstation ISS gereisten drei Besatzungsmitglieder wieder sicher zurück zur Erde zu bringen. Das für die Rückkehr der drei Kosmonauten eigentlich angedachte Sojus-Raumschiff MS-22 hatte am 15. Dezember 2022 beim Andocken an die ISS, kurz vor einem geplanten Weltraumspaziergang der russischen Besatzungsmitglieder, ein erhebliches Kühlmittelleck erlitten.
Dabei war die Kühlflüssigkeit des Raumschiffs offenbar zur Gänze ausgetreten, sodass die Kapsel derzeit nicht gekühlt werden kann. Für die Crew auf der Raumstation bestehe nach Einschätzung der NASA und Roskosmos derzeit aber keine Gefahr. Auch könne der Betrieb der ISS einstweilen ungehindert fortgeführt werden. Allerdings ist unklar, ob das Sojus-Raumschiff auch weiterhin flugtauglich ist; somit hat die Besatzung der MS-22 aktuell kein brauchbares “Rettungsboot” für den Notfall, da es laut eines Berichts des Technikmagazins ArsTechnica nicht möglich sei, das Kühlsystem vor Ort zu reparieren.
Damit die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie der NASA-Astronaut Frank Rubio auch im Falle eines Notfalls dennoch sicher zurück zur Erde gebracht werden können, prüfen die NASA und die russische Raumfahrtagentur Roscosmos derzeit sämtliche verbleibenden Optionen. Zu jenen zählt offenbar auch, eine Dragon-Kapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX als Ersatz für die Sojus MS-22 zu verwenden. So fragte die NASA eigenen Angaben zufolge bereits bei dem Raumfahrtunternehmen an, ob es zusätzliche Besatzungsmitglieder an Bord des Crew Dragon zurückbringen könne, falls dies in einem Notfall erforderlich werden sollte.
“Als Teil der Analyse hat sich die NASA auch an SpaceX gewandt, um zu erfahren, ob das Unternehmen in der Lage ist, zusätzliche Besatzungsmitglieder an Bord von Dragon zurückzubringen, falls dies in einem Notfall erforderlich werden sollte, obwohl das Hauptaugenmerk darauf liegt, die Fähigkeiten des Sojus MS-22-Raumschiffs nach dem Leck zu verstehen”, teilte die US-Weltraumbehörde vergangene Woche in einer Stellungnahme mit. Die Priorität liege jedoch weiterhin in der Analyse der Auswirkungen des Lecks auf die Funktionsfähigkeit des Sojus MS-22-Raumschiffs.
Der von Elon Musks Unternehmen entwickelte Crew Dragon ist aktuell an die ISS angedockt. Das Raumschiff hatte im Oktober die vier anderen ISS-Besatzungsmitglieder – die US-Astronauten Nicole Mann und Josh Cassada, die russische Kosmonautin Anna Kikina und den japanischen Astronauten Koichi Wakata – zur Raumstation gebracht. Allerdings bietet das SpaceX-Raumfahrzeug nicht genügend Platz für alle sieben Crew-Mitglieder. Alternativ müsste das Raumschiff ein zweites Mal zur ISS fliegen.
“Mit integrierten Besatzungen auf den Raumschiffen der jeweils anderen Seite arbeiten die NASA und Roscosmos gemeinsam an allen Entscheidungen, die die Sicherheit der Besatzung betreffen, einschließlich des Transports der Besatzung”, heißt es in der NASA-Mitteilung weiter. “Die NASA und Roscosmos führen weiterhin eine Reihe von technischen Überprüfungen durch und beraten sich mit anderen internationalen Partnern über Methoden, um die Sojus-Besatzung sowohl im Normalfall als auch in Notfallszenarien sicher nach Hause zu bringen.”
Rubio, Petelin und Prokopjew sollen noch bis zum Frühjahr auf der Station bleiben. Eine Entscheidung, wie sie zur Erde zurückkehren werden, soll nach Angaben der NASA noch im Januar fallen.
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