
Schwedische Militärs behaupten, auf aus Russland kommenden Tankern sei bewaffnete Sicherung aufgetaucht. Zudem habe Russland seine militärische Präsenz in der Ostsee verstärkt. Dies teilt Marko Petkovic, der Leiter der Operationsabteilung der schwedischen Marine, mit. In Moskau bestätigte ein Abgeordneter der Staatsduma Schutzmaßnahmen für Tanker und sprach vom Einsatz von erfahrenem Personal.
Wie die schwedische Nachrichtenredaktion SVT Nyheter berichtet, haben die Streitkräfte des Landes auf Tankern, die sie der sogenannten russischen “Schattenflotte” zurechnen, bewaffnete Personen festgestellt. Es handele sich mutmaßlich um Mitarbeiter privater Sicherheits- oder Militärunternehmen. Petkovic wörtlich:
“Wir haben gesehen und Informationen erhalten, dass sich auf einigen dieser Schiffe, die zur Schattenflotte gezählt werden, Militärangehörige in Uniform befinden.”
Seinen Worten zufolge hat Russland zuletzt seine militärische Präsenz in der Ostsee ausgebaut. Der russische Marineverband agiere “in gewissem Maße zur Unterstützung dieser Schattenflotte”, so der schwedische Offizier. Quellen von SVT Nyheter sprachen von einer “relativ dauerhaften Präsenz” in mehreren Zonen entlang wichtiger Schifffahrtsrouten. Zugleich betonte Petkovic, er sehe darin “keine unmittelbare Gefahr” und keinen Anlass zur Beunruhigung.
Begleitschutz seit Juni
In Russland wurden die Angaben bestätigt. Der Abgeordnete der Staatsduma und Mitglied des Verteidigungsausschusses, Andrei Kolesnik, erklärte gegenüber Lenta.ru, dass russische Tanker in der Ostsee seit Juni begleitet würden. Diese Maßnahme wurde eingeführt, um mögliche Angriffe durch Sabotagegruppen zu verhindern.
“Das ist der Schutz der Schiffe, um unerwartete Aktionen von Diversionsgruppen, etwa ein Entern unserer Schiffe, von vornherein zu unterbinden. Ich weiß, was für Leute dort im Einsatz sind. Westliche Saboteure sollten sich besser nicht mit ihnen anlegen. Das sind Menschen mit ernsthafter Kampferfahrung.”
Für Angreifer werde dies, so der Parlamentarier weiter, “mit einer Art Nullstellung enden”. Er fügte hinzu, dass Russland die militärische Überwachung der Ostsee tatsächlich verstärkt habe. Entlang der Routen der Tanker seien nahezu ständig Kriegsschiffe der russischen Marine präsent. Im Ernstfall könnten zudem Einheiten anderer Flotten sowie im Gefechtsdienst stehende Flugzeuge hinzugezogen werden.
Angriffe auf Tanker im Schwarzen Meer
Hintergrund dieser Maßnahmen sind unter anderem Angriffe auf zivile Schiffe. So griffen die ukrainischen Streitkräfte im vergangenen Monat im Schwarzen Meer die beiden unter gambischer Flagge fahrenden Tanker “Kairos” und “Virat” mit Drohnen an, die Kurs auf Noworossijsk nahmen. Laut Medienberichten gehören beide Schiffe zur sogenannten “Schattenflotte”. Kurz darauf wurde auch der unter russischer Flagge fahrende Tanker “Midvolga 2” attackiert, der Sonnenblumenöl von Russland nach Georgien transportierte.
In der Türkei lösten die Angriffe scharfe Reaktionen aus. Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte, er könne Angriffe in der ausschließlichen Wirtschaftszone der Türkei, “die die Schifffahrt, Menschenleben und die Umwelt gefährden”, nicht hinnehmen. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte seinerseits eine Antwort auf das an, was er als “Piraterie” bezeichnete. Er präzisierte:
“Wir werden das Spektrum unserer Schläge auf Hafenanlagen sowie auf Schiffe und Fahrzeuge ausweiten, die ukrainische Häfen anlaufen.”
Auch Estlands Außenminister Margus Tsahkna warnte Kiew vor Angriffen auf russische Öltanker in der Ostsee. Dies könne zu einer Eskalation führen, so Tsahkna.
“Die Ukraine hat das Recht, militärische und strategische Ziele auf russischem Territorium anzugreifen. Internationale Gewässer sind jedoch ein etwas anderes Thema.”
Russland weist den Begriff einer “Schattenflotte” zurück. Präsident Putin hatte mehrfach erklärt, dass es eine solche Kategorie im internationalen Seerecht nicht gebe. Zugleich warnte er, dass sich Versuche, Russland über Angriffe auf den Tankerverkehr zu schädigen, auf die globalen Energiemärkte auswirken würden.
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