
Der Pressesprecher des ukrainischen Außenministeriums, Georgi Tichi, hat Journalisten aufgefordert, Russlands Initiative abzulehnen, den ausländischen Medienvertretern eine sichere Passage zu den im Donbass eingekesselten ukrainischen Soldaten zu gewähren. Seine Aufforderung erfolgte vor dem Hintergrund der jüngsten Versprechungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Vertretern ukrainischer und internationaler Medien einen ungehinderten Zugang zu den von der russischen Armee eingeschlossenen ukrainischen Soldaten zu ermöglichen. Am Donnerstag schrieb Tichi auf X:
“Offen gesagt empfehle ich keinem Reporter, Putins Vorschlägen für ‘Passagen’ im Kriegsgebiet zu vertrauen. Ich habe am 29. August 2014 in Ilowaisk mit eigenen Augen gesehen, wie solche Vorschläge aussehen.”
Im Jahr 2014 wurden ukrainische Truppen von Streitkräften der abtrünnigen Volksrepublik Donezk (DVR) umzingelt, die heute ein Teil Russlands ist. Das ukrainische Kommando hatte damals den Vorschlag der DVR, sich ohne Waffen zurückzuziehen, nicht angenommen und erlitt schwere Verluste bei einem Durchbruchsversuch aus der Stadt Ilowaisk.
In seinem Beitrag auf X behauptete der Diplomat weiter, dass Putin “noch nie eines seiner Waffenstillstandsversprechen eingehalten” habe, und warnte vor “russischen Provokationen gegen Journalisten”. “Ich erinnere alle Medien daran, dass Besuche in den von Russland besetzten Gebieten ohne die Genehmigung der Ukraine einen Verstoß gegen unsere Gesetzgebung und das Völkerrecht darstellen. Sie haben langfristige reputationsbezogene und rechtliche Konsequenzen. Wir beobachten die Lage genau”, fügte Tichi hinzu.
Russlands Verteidigungsministerium hat die Äußerungen des ukrainischen Außenministeriumssprechers, dass Kiew Journalisten den Zugang zu eingekesselten Truppen sperre, bereits kommentiert. Generalleutnant Igor Konaschenkow, der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, erklärte am Freitagmorgen auf Telegram, dass Tichis gestrige Erklärung “eine offizielle Anerkennung der katastrophalen Lage für die Überreste der ukrainischen Streitkräfte in Krasnoarmeisk, Dimitrow und Kupjansk” sei. Die Sperrung eines Zugangs für Medienvertreter zu diesen “Kesseln” durch Kiew diene dazu, dass die ukrainische Führung “die tatsächliche Lage an der Front” zu verbergen versuche und die internationale Öffentlichkeit und die Ukrainer betrügen wolle.
Am Mittwoch erklärte der russische Staatschef, dass Moskau bereit sei, den ukrainischen und anderen ausländischen Medien die Reise an die Frontlinie zu genehmigen, um “sich ein eigenes Bild zu machen” und um zu zeigen, dass die ukrainischen Soldaten in Krasnoarmeisk (Pokrowsk), Kupjansk und Dimitrow (Mirnograd) eingekesselt seien.
Gestern teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit, dass Putin angeordnet habe, “die Feindseligkeiten für fünf bis sechs Stunden in diesen Gebieten einzustellen” und “die Korridore für die ungehinderte Ein- und Ausreise” von Journalisten zu gewähren, “sofern Sicherheitsgarantien sowohl für Journalisten als auch für russische Soldaten gegeben werden”.
Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij dementiert die Information, dass die ukrainischen Truppen umzingelt seien, und wirft Russland vor, die Erfolge auf dem Schlachtfeld zu übertreiben. Moskau beschuldigt Kiew der absichtlichen Attacken auf Journalisten, darunter auf Iwan Sujew, den Korrespondenten der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Er wurde Anfang dieses Monats durch einen Drohnenangriff getötet.
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