Vor dem Hintergrund einer großen Auswanderungswelle aus Kuba in die USA sind Vertreter beider Länder zum zweiten Mal binnen einer Woche in Havanna zu Migrationsgesprächen zusammengetroffen. Die Regierung des Karibikstaates rief Washington dazu auf, mit seinen Methoden aufzuhören, die nach Darstellung Havannas die illegale Migration begünstigten. Als eine dieser Praktiken nannten die Vertreter Kubas die Verschärfung der jahrzehntelangen Blockade der Insel.
Der kubanische Vize-Außenminister Carlos Fernández de Cossío zeigte sich nach der Gesprächsrunde, bei der die Umsetzung der bilateralen Abkommen über eine sichere und geregelte Migration geprüft worden war, mit dem Dialog zufrieden. Trotzdem warf er seinen US-Amtskollegen vor, die illegale Auswanderung von der Insel zu fördern.
“Es gibt keinen Zweifel daran, dass eine Politik, die sich darauf richtet, den Lebensstandard der Bevölkerung zu senken, einen direkten Anreiz für die Migration darstellt.”
Gleichzeitig lobte die kubanische Seite die Wiederaufnahme der konsularischen Dienstleistungen in der diplomatischen Vertretung der USA in Havanna als einen positiven Schritt. Kuba erklärte sich auch bereit, erstmals seit Beginn der COVID-19-Pandemie wieder Flüge mit abgeschobenen Kubanern aus den USA zuzulassen.
Bislang mussten kubanische Bürger, die ein Einreisevisum für die USA beantragen wollten, in ein Drittland reisen. Das war mit zusätzlichen Kosten verbunden und spornte die illegale Migration an. Auch schwere wirtschaftliche Probleme trugen zur Auswanderungswelle bei. Allein zwischen Oktober 2021 und September 2022 wurden laut Statistiken des US-Grenzschutzes mehr als 220.000 Kubaner an der US-Südgrenze aufgegriffen.
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