Laut der russischen Zeitung Kommersant verkauft der Autobauer Mercedes-Benz die Anteile an seinen russischen Tochterunternehmen an den russischen Autohändler Awtodom. Der Vertrag werde am 26. Oktober abgeschlossen, berichtet das Blatt.
Im Rahmen der Vereinbarung veräußert der deutsche Konzern seinen Produktionsstandort im Gebiet Moskau sowie Vertriebsrechte an den Käufer. Mercedes-Benz schätzte im Jahr 2021 seine Aktiva in Russland auf zwei Milliarden Euro. Der Finanzvorstand in Stuttgart Harald Wilhelm betonte, der Vollzug der Transaktionen stehe allerdings unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Die lokale Fertigung sei schon seit dem Beginn der speziellen Militäroperation eingestellt worden.
Der russische Autohändler Awtodom ist auf den Verkauf und die Wartung von Luxusautos spezialisiert. Laut dem Leiter des Unternehmens Andrei Olchowski hatte Awtodom schon vor der Pandemie geplant, einen Betrieb zur Automobilherstellung zu starten. Im August wurde bekannt, Awtodom verhandele aktiv mit chinesischen Autoherstellern über eine mögliche Vertriebspartnerschaft.
Mercedes-Benz ist der dritte ausländische Autokonzern, der Russland in diesem Jahr verlassen hat. Davor hatten auch die Automobilbauer Renault aus Frankreich und Nissan aus Japan ihre Unternehmen verkauft. Lieferungen von Autos im Wert von mehr als 50.000 Euro aus der EU und den USA nach Russland sind laut Sanktionen verboten. Weitere Beschränkungen verhindern Lieferungen von Ersatzteilen.
Mercedes-Benz hatte seinen ersten Betrieb in Russland erst im Jahr 2019 eröffnet. Bei der Eröffnungsfeier des neuen Standortes hielt auch der russische Präsident Wladimir Putin eine Rede.
“Mercedes-Benz wird nicht enttäuscht sein, wie man in Russland Geschäfte betreibt.”
Dabei betonte Putin, er wisse, wie lange Mercedes-Benz mit russischen Kollegen verhandelt habe. Laut Kommersant habe man tatsächlich über Jahre hinweg die Zusammenarbeit besprochen. Im Jahr 2021 verkaufte der Konzern in Russland etwa 43.000 Autos. In diesem Jahr sank die Zahl der Neuzulassungen im Land um 73 Prozent auf 9.100.
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