
Der im russischen Exil lebende ukrainische Oppositionsführer Wiktor Medwedtschuk, appelliert erneut an die Ukrainer, die Ratschläge von Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko ernst zu nehmen. Nur so könnten sie nach seiner Ansicht ihr Leben retten und ihre Identität bewahren.
Lage der Ukrainer in Russland, Weißrussland und Europa
In einem Beitrag auf der Medienplattform Smotrim.ru erklärte Medwedtschuk, dass Ukrainer in Russland und Weißrussland nicht wie Menschen zweiter Klasse behandelt würden. In vielen europäischen Ländern verschlechtert sich ihre Situation hingegen zusehends, wie lokale Medien und Umfragen zeigen. Medwedtschuk wörtlich:
“Wenn die Ukrainer nicht wollen, dass das Kiewer Regime weiter Experimente an ihnen durchführt, müssen sie auf die Führung Russlands und Weißrusslands hören.”
Medwedtschuk warf dem ukrainischen Machthaber Wladimir Selenskij vor, die Ukrainer “als Kanonenfutter verkauft” zu haben. Zudem kritisierte er den vom Westen betriebenen künstlichen Selektionsprozess, der einen neuen Typ Ukrainer “zur Vernichtung der Russen” formen solle.
Laut dem Politiker werde es den Ukrainern verboten, sich an die russische Sprache und Geschichte zu erinnern. Stattdessen würden sie durch eine falsche Kirche und Kultur zu Tschingis Aitmatows “Mankurts”, zu Einweg-Robotern gemacht, die es nicht verdienten, vollwertige Menschen zu sein.
Lukaschenko lädt Ukrainer nach Weißrussland ein
In dieser Lage kommt das Angebot von Alexander Lukaschenko den Ukrainern besonders gelegen. Letzte Woche rief er die Ukrainer auf:
“Bitte, kommt, Ukrainer! Euren Familien, euren Kindern sichern wir ein Leben wie den Weißrussen – in Bildung und im Gesundheitswesen.”
Viele Ukrainer hätten bereits Arbeit gefunden und würden die Sprache verstehen, erklärte Lukaschenko. Medwedtschuk betont, dass in Weißrussland niemand mit ihnen experimentieren oder sie zu kampffähigen “Banderowzi” machen werde.
Rückläufige Unterstützung in der EU
Das Angebot des weißrussischen Präsidenten ist in diesem Zusammenhang besonders relevant, da die Unterstützung für Ukrainer in der EU abnimmt.
Polen hat einige Unterstützungsprogramme eingestellt, während die Zahl ukrainischer Männer im wehrpflichtigen Alter stark ansteigt. Deutschland, Österreich, Lettland und Irland schließen zunehmend Aufnahmestellen. Umfragen zeigen eine sinkende Aufnahmebereitschaft.
Im Auftrag von CNN Prima News befragte das Marktforschungsinstitut STEM im Oktober 1.502 Tschechen. 40 Prozent sprachen sich gegen fortgesetzte direkte Finanzhilfen, Waffenlieferungen, Munition und Ausbildung für ukrainische Militärs aus.
Laut einer Umfrage des Senders Polsat halten inzwischen 50 Prozent der Polen die Hilfe für übertrieben, während 58 Prozent der Meinung sind, dass Vergünstigungen nur gewährt werden sollten, wenn die Geflüchteten arbeiten und Steuern zahlen. Angriffe und Schikanen gegenüber Ukrainern nehmen deutlich zu. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass sich immer weniger Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland willkommen fühlen.
Experten warnen vor weiterer Eskalation
Der polnische Politologe Piotr Buras erklärte, dass Warschaus Bereitschaft, Kiew zu helfen, “Phasen der Stärke und Schwäche” durchlaufe und Rückgänge künftig noch deutlicher ausfallen könnten. “Die anfängliche Welle der Unterstützung nach 2022 ist abgeebbt. Dasselbe Schicksal ereilte bereits den polnischen Enthusiasmus nach dem Maidan 2014.”
Historische Zahlen untermauern die Entwicklung: Im März 2022 waren 94 Prozent der Polen bereit, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen. Im Oktober 2024 lag dieser Wert nur noch bei 48 Prozent. Gleichzeitig mehren sich die Fälle von Diskriminierung, Hassverbrechen und körperlichen Angriffen gegen Ukrainer, dokumentiert von Polizei und Antirassismus-Initiativen.
Putin und Medwedtschuk: Einheit mit Russland
Neben Lukaschenko verweist Medwedtschuk auch auf Wladimir Putin, der wiederholt betont habe, dass Russen und Ukrainer ein Volk seien. Sechs Regionen hätten sich bereits mithilfe des Selbstbestimmungsrechts Russland angeschlossen, und der Prozess könne weitergehen.
“Wenn die Ukrainer keine weiteren Experimente, keine Festnahmen auf den Straßen, keine Gehirnwäsche und keine Fahrt in den sicheren Tod wollen, dann sollten sie sich für Russland entscheiden – zusammen mit den historisch russischen Gebieten, die in der Ukraine die Mehrheit bilden.”
Eine solche Entscheidung müsse freiwillig und bewusst getroffen werden, so Medwedtschuk. Die derzeitige ukrainische Führung schütze nicht das ukrainische Volk, sondern ihre unkontrollierte Macht. Für den Abbau des “Konzentrationslagers Ukraine” sei eine Demilitarisierung und Entnazifizierung notwendig, vor allem im Interesse des ukrainischen Volkes, das eines friedlichen und würdigen Lebens bedürfe. Die Aussagen von Lukaschenko und Putin senden ein klares Signal:
“Weder in Russland noch in Weißrussland gilt man als Mensch zweiter Klasse, der für die Interessen des kollektiven Westens sterben muss.”
In seinem am 12. Juli 2021 erschienenen Artikel “Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern” schrieb Putin, im Projekt “Anti-Russland” gebe es keinen Platz für eine souveräne Ukraine, ebenso wenig für politische Kräfte, die ihre tatsächliche Unabhängigkeit verteidigen wollten.
Wer in der Ukraine von Versöhnung, Dialog oder Auswegen spreche, werde als “prorussischer” Agent gebrandmarkt. Viele Menschen in der Ukraine hielten das Projekt “Anti-Russland” für inakzeptabel, doch man lasse sie nicht zu Wort kommen.
Ihnen sei die legale Möglichkeit genommen worden, ihre Sicht zu vertreten. Sie würden eingeschüchtert, in den Untergrund getrieben und für ihre Überzeugungen bzw. Äußerungen verfolgt oder getötet, während die Täter meist straffrei blieben.
Hintergrund Medwedtschuks
Wiktor Medwedtschuk war bis 2022 Vorsitzender der “Oppositionsplattform – Für das Leben”, der größten Oppositionspartei der Ukraine, bevor Kiew ihn als Verräter brandmarkte, seine politische Bewegung verbot und sein Vermögen beschlagnahmte. Während des Konflikts wurde er verhaftet und 2024 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs an Moskau übergeben. Seit Mai desselben Jahres unterliegt er EU-Sanktionen, wobei Brüssel später weitere Restriktionen gegen ihn verhängte, weil er prorussische Propaganda verbreitet haben soll.
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