Mutmaßlich ausländische Hacker haben angeblich ein Jahr lang “hochsensible Gespräche” der inzwischen ehemaligen britischen Premierministerin Liz Truss abgehört. Dies zumindest berichtet die britische Zeitung Mail on Sunday.
Die Sicherheitslücke sei angeblich im Sommer entdeckt worden, als die damalige Außenministerin Truss um den Vorsitz der Tory-Partei und damit zugleich um das Amt des Regierungschefs kämpfte. Dies veranlasste demnach den damaligen Premierminister Boris Johnson, aufgrund der Sensibilität der Angelegenheit eine komplette Mediensperre anzuordnen, heißt es weiter im Bericht der Mail on Sunday. Die britische Zeitung beruft sich dabei auf namentlich nicht genannte Quellen in Sicherheitskreisen.
Die von den Hackern erlangten Nachrichten enthielten angeblich Truss’ “hochsensible Gespräche mit hochrangigen internationalen Außenministern über den Krieg in der Ukraine, einschließlich detaillierter Diskussionen über Waffenlieferungen”, so die Zeitung weiter. Während die Details des Hackingvorgangs unklar bleiben, wird davon ausgegangen, dass die Täter bis zu einem Jahr lang Aufzeichnungen heruntergeladen hätten, einschließlich privater Gespräche, in denen Truss und ihr politischer Verbündeter, Kwasi Kwarteng, Johnson kritisierten.
Der Artikel machte ausländische staatliche Akteure verantwortlich, “von denen angenommen wird, dass sie für Wladimir Putins Russland arbeiten”, obwohl ein von der Zeitung zitierter Cyber-Experte auch andere übliche Verdächtige wie “China, Nordkorea und den Iran nannte, die ein großes Interesse daran haben, zu wissen, worüber die Außenministerin so Informationen austauscht”.
Auch wenn der Vorfall die Befürchtung einer möglichen Erpressung auslöste, wurde demnach eine Nachrichtensperre angeordnet, weil es “kein gutes Bild für die Geheimdienste abgibt, wenn das Telefon der Außenministerin so leicht für peinliche persönliche Nachrichten abgehört werden kann”, zitierte die Zeitung eine Quelle.
Ein Sprecher der Regierung lehnte es ab, sich zu den “Sicherheitsvorkehrungen von Einzelpersonen” zu äußern, und betonte, dass die britische Regierung über “robuste Systeme zum Schutz vor Cyber-Bedrohungen” verfüge.
Die britischen Oppositionparteien forderten derweil bereits eine dringende unabhängige Untersuchung der Vorwürfe. Die Schatten-Innenministerin der Labour-Partei, Yvette Cooper, sagte, es gebe “ernsthafte Fragen hinsichtlich der Sicherheit, warum und wie diese Informationen durchgesickert sind oder gerade jetzt veröffentlicht wurden, die ebenfalls dringend untersucht werden müssen”. Die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Layla Moran, sagte unterdessen:
“Wenn sich herausstellt, dass diese Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten wurden, um die Kandidatur von Liz Truss zu schützen, dann wäre das unverzeihlich.”
Truss hatte Johnson als Tory-Vorsitzende abgelöst und wurde am 6. September Regierungschefin. 45 Tage später trat sie zurück und wurde damit die Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit in der Geschichte des Vereinigten Königreichs.
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