
Am Dienstag demonstrierten in den zentralen und Küstenregionen Syriens Tausende Angehörige der alawitischen Minderheit gegen die neue syrischen Regierung.
Die Proteste folgen auf mehrere Wellen sektiererischer Zusammenstöße im Land seit dem Sturz von Präsident Bashar al-Assad im Dezember letzten Jahres durch Aufständische unter der Führung der islamistischen Haiʾat Tahrir asch-Scham des Interimspräsidenten Ahmed al-Scharaa.
Syrische Sicherheitskräfte der islamistischen Zentralregierung haben am Dienstag zwei Demonstrationen in Latakia, dem Kerngebiet der alawitischen Minderheit, mit Schüssen aufgelöst, wie Zeugen und Behördenvertreter berichteten.
Zeugen berichteten, dass sich Hunderte alawitische Demonstranten versammelt hatten, um ein dezentrales politisches System in Syrien sowie die Freilassung von Männern zu fordern, die ihrer Meinung nach zu Unrecht von den neuen Behörden des Landes inhaftiert worden waren. Daraufhin fanden sich Anhänger der islamistischen Regierung zusammen und begannen, die Alawiten zu beschimpfen und zu attackieren. Dann sollen syrische Sicherheitskräfte eingegriffen und das Feuer auf Alawiten eröffnet haben.
Etwa eine Stunde nach Beginn der Kundgebung waren auf dem Landwirtschaftsplatz, einem der beiden Plätze, auf denen sich die Demonstranten versammelt hatten, laut zwei Zeugen Schüsse zu hören. Von Reuters überprüfte Videos bestätigen dies. Eines der überprüften Videos zeigt einen Mann mit einer Kopfwunde, der regungslos auf dem Boden liegt.
🇸🇾 Thousands of protesters are gathering in several #Syrian cities to protest against sectarian killings& arbitrary arrests of #Alawite community members, demanding the release of detainees in prisons. #Jolani gangs are trying to disperse the protesters by firing shots in the air pic.twitter.com/dss9ezLwvI
— Mahalaxmi Ramanathan (@MahalaxmiRaman) November 26, 2025
Die Kundgebung war am Montag vom Vorsitzenden des Obersten Islamischen Rates der Alawiten, Scheich Ghazal Ghazal, einberufen worden. Er forderte die Alawiten auf, friedlich zu protestieren.
“Wir fordern, in Sicherheit zu leben und ohne Entführungsgefahr sicher zur Schule gehen zu können”, sagte Leen, die an der Demonstration teilnahm, aber aus Sicherheitsgründen ihren Nachnamen nicht nennen wollte.
In einem anderen Fall drangen am Wochenende bewaffnete Angehörige des arabischen Stammes Bani Khalid in mehrere überwiegend von Alawiten und Schiiten bewohnte Stadtviertel von Homs ein. Sie griffen Bewohner an und beschädigten Autos und Gebäude. Dabei soll es Tote und Verletzte gegeben haben.
Einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge wurden 18 Menschen verletzt, von Toten war hier zunächst keine Rede. Die Übergangsregierung des selbst ernannten Präsidenten Ahmed al-Scharaa verhängte eine Ausgangssperre in weiten Teilen der drittgrößten Stadt Syriens, die auch am Montag verlängert wurde.
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