Wie die polnische Zeitung Interia berichtete, haben die Ereignisse vom 24. Februar letzten Jahres bei den Menschen in Polen den Wunsch geweckt, zu Hause einen sicheren Raum zu haben, in den sich die ganze Familie bei Gefahr zurückziehen kann. Deshalb haben Bauunternehmen eine neue Dienstleistung in ihr Angebot aufgenommen – den Bau von Bunkern für zu Hause. Der Zeitung zufolge “wächst die Zahl der Aufträge täglich, und die Unternehmen entwickeln jeden Tag neue Bunkerprojekte”. Der Wunsch der Bürger nach einem eigenen Schutzraum wird auch durch die von den polnischen Behörden veröffentlichten Daten über die Kapazitäten der staatlichen Bunker genährt. Die Zeitung berichtet:
“Leider lassen die offiziellen Zahlen über die Verfügbarkeit von Notunterkünften im Land keinen Raum für Illusionen. In einem Bericht des Ministeriums für Inneres und Verwaltung sowie der staatlichen Feuerwehr vom Juni des Jahres 2022 heißt es, dass es auf dem polnischen Staatsgebiet mehr als 62.000 Notunterkünfte gibt, die 1,3 Millionen Menschen Schutz bieten sollen. Das sind etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung.”
Die Firma Polshelter, die auf den Bau von Bunkern spezialisiert ist, fertigt nach Angaben der Zeitung derzeit bis zu drei Schutzräume pro Monat. Zuerst werden die einzelnen Elemente des Bauwerks gebaut, dann wird die gesamte Anlage vor Ort beim Kunden zusammengesetzt. Der Unternehmensvertreter Tobiasz Rok erklärt:
“Die Herstellung der Bunkerelemente dauert ein bis zwei Monate. Dann folgt die Montage, die weitere ein bis zwei Wochen in Anspruch nimmt. Man muss sich vorbereiten – die Bodenverhältnisse prüfen, sehen, was unter der Erde vor sich geht, welche Kommunikationsmittel und Systeme vorhanden sind. Der gesamte Prozess dauert etwa 3-4 Monate. Das heißt, von der Bestellung bis zum Erhalt des fertigen Objekts, in dem der Kunde bereits wohnen kann.”
Die Kosten für den fertigen Bunker reichen von 250.000 Złoty (rund 52.000 Euro) bis zu einer Million (fast 210.000 Euro). “Nach oben gibt es eigentlich keine Grenze, auch der Fantasie des Kunden sind keine Grenzen gesetzt”, betont Rok, “das bisher ehrgeizigste Projekt in unserem Unternehmen war ein multimodularer Bunker mit einem Whirlpool.”
Während des Kalten Krieges waren die US-Bürger in ähnlicher Weise von Bunkern besessen. Nachdem die US-Atomenergiekommission am 12. August des Jahres 1950 eine Reihe von Empfehlungen für den Fall eines möglichen Atomangriffs herausgegeben hatte, geriet Amerika in einen fieberhaften Zustand: Aus Angst vor einem möglichen sowjetischen Atomschlag begannen die Bürger massenhaft mit dem Bau von Schutzräumen.
Bis zum Jahr 1961 wurden in den USA nach unterschiedlichen Quellen zwischen zweihunderttausend und einer Million privater “Bury Yourself”-Bunker gebaut. Viele Firmen boten Dienstleistungen für den Bau kleiner Bunker an. Die wohlhabenderen Leute ließen individuell gestaltete Bauten errichten, die beispielsweise über mehrere Tonnen schwere, elektrisch betriebene Türen verfügten. Im Jahr 1978 wurde in Las Vegas sogar ein Luxusbunker gebaut, der über eine Tanzfläche, eine Bar, eine Sauna, einen Whirlpool, einen beheizten Pool und sogar eine Golf Driving Range sowie einen Grillplatz verfügte. Damit sich Besitzer und Gäste wie zu Hause fühlen, wurde das Refugium mit künstlichen Rasenflächen und Bäumen ausgestattet, und die Beleuchtung simulierte Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und Abenddämmerung. Um den Bewohnern die Angst zu nehmen, wurden die Wände mit Landschaften bemalt.
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