Die Nichteignung und offensichtliche Überforderung der SPD-Politikerin Christine Lambrecht, von Dezember 2021 bis Januar 2023 Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland, war regelmäßig Thema im Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel. An vorderster Front der Berichterstattung stand dabei der Journalist Konstantin von Hammerstein.
So schrieb er zum Amtsende der Ex-Verteidigungsministerin: “Zapfenstreich für Lambrecht: Abschied ohne Demut – Den Termin nutzt die zurückgetretene Verteidigungsministerin ein letztes Mal für das, was sie am besten kann – hemmungsloses Selbstlob”. Der neue Verteidigungsminister Pistorius (SPD) brachte dann frischen Wind und neue Mitarbeiter in die erlahmte Truppe. Dabei unter anderem seine neue Redenschreiberin: Elisabeth von Hammerstein, die Tochter des kritischen Spiegelautors Konstantin von Hammerstein.
Diese Personalie wurde durch Recherchen der Webseite Business Insider (BI) bekannt. Im Rahmen des dazugehörigen BI-Artikels wurde nun festgestellt:
“Erst Ende April, kurz nachdem seine Tochter dort Redenschreiberin wurde, erschien im Spiegel eine Titelgeschichte über Pistorius mit der Überschrift “Minister Perfect?”. Die Chefredaktion und Leitung des Hauptstadtbüros waren über die Tätigkeit im direkten Umfeld des Ministers zum Zeitpunkt nicht informiert.”
Elisabeth von Hammerstein war vor Antritt ihrer neuen Stelle etwas mehr als ein Jahr lang “Beraterin der Beauftragten des Verteidigungsministeriums für die deutsch-französische Zusammenarbeit”. Vor ihrem Wechsel ins Verteidigungsministerium arbeitete sie “mehr als sechs Jahre lang als Programmdirektorin internationale Politik für die Körber-Stiftung”, so der BI-Artikel zusammenfassend.
Das Ministerium hätte nun auf eine entsprechende Anfrage von Business Insider geantwortet, dass sowohl Pistorius, dem Büroleiter, als auch dem leitenden Staatssekretär im BmVG “bekannt gewesen sei, dass Elisabeth von Hammerstein die Tochter des Spiegel-Autors sei”. Demgegenüber wäre in der Spiegel-Chefredaktion und Leitung des Hauptstadtbüros vermeintlich nicht bekannt gewesen, dass die Tochter des Pistorius wohlgesonnenen Mitarbeiters von Hammerstein aktuell seit April im Bendlerblock in Berlin tätig ist.
Konstantin von Hammerstein bezeichnete die Vorgängerin von Pistorius laut BI-Recherche unter anderem als “Null-Bock-Ministerin”, unterstellte Lambrecht “Ambitionslosigkeit”, “Desinteresse” und sogar “Feigheit” und “Angst”. Zitiert wird die hämische Artikel-Passage von Hammersteins:
“Einmal stolpert sie kurz, als es um den ‘Next Generation Fighter’ geht. Ist ja auch schwierig das Wort und außerdem englisch. Das spricht sie leider nicht.”
In der “Minister Perfect?”-Spiegel-Ausgabe fiel die Wahrnehmung seitens von Hammersteins von Beginn an auffällig positiv und wohlwollend aus.
Der Titel lobhudelnd Ende April: “Boris Pistorius – die ersten 100 Tage im Amt. Alles hofft auf sein Kommando”. Hier zwei Auszüge daraus:
- “Pistorius lässt sich am Abend darauf den Druck nicht anmerken, der auf ihm lastet. Vielleicht spürt er ihn auch nicht, weil er im Bendlerblock seine Bestimmung gefunden hat.”
- An diesem Abend erleben der Kanzler und die anderen Kabinettsmitglieder ihren neuen Kollegen zum ersten Mal in einer Krisensituation, und sie sind erleichtert. Da sitzt kein Bedenkenträger oder Zögerer wie bisher, sondern ein Entscheider.
Was der Autor gegenüber seinem Arbeitgeber mutwillig verschwieg, wurde bei seiner Artikel-Recherche im Bendlerblock von ihm zumindest thematisiert. Diesbezüglich heißt es im BI-Artikel:
“Aus der familiären Verbindung soll der Spiegel-Journalist im Ministerium zwar kein Geheimnis gemacht haben. Aber dem Vernehmen nach waren manche Mitarbeiter im Leitungsbereich überrascht, als sie davon erfuhren – und mitunter nicht gerade begeistert.”
Wenig verwunderlich, da eine andere Personalie schon für Aufregung und Verwunderung sorgte. Der ARD-Korrespondent Michael Stempfle wechselte vom Südwestrundfunk (SWR) in das Verteidigungsministerium nach Berlin. Seine neue Aufgabe seit Januar 2023 seitens des BmVG kommuniziert: neuer Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung und Leiter des Stabes Informationsarbeit. Im Jahre 2010 bezeichnete der Deutschlandfunk solche Ereignisse noch eine “bedenkliche Verflechtung von Politik und Medien.”
Nach entsprechender BI-Anfrage sah sich der Spiegel nun dazu genötigt, von Hammersteins wohlwollenden Artikel zu Pistorius am Mittwoch mit einem entsprechenden Transparenznachweis zu ergänzen (Bezahlschranke).
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