Das Dauerthema der unterstellten Voreingenommenheit und genereller Glaubwürdigkeit hinsichtlich der Sendungen und Präsentationen der GEZ-finanzierten Rundfunkanstalten ARD und ZDF erhielt am letzten Wochenende durch ein sogenanntes Balkendiagramm neuen Diskussionsstoff. So präsentierte die ARD-Sendung ‘Bericht aus Berlin’ die Ergebnisse einer “Sonntagsfrage zur Bundestagswahl”. Der Sender musste nach entsprechender Reaktion in den sozialen Medien nach gut 12 Stunden reagieren und korrigierte samt Entschuldigung die entsprechende Grafik. X-Nutzer präsentierten in der Zwischenzeit andere Beispiele nachweislicher “Fehler” seitens der ARD und ZDF-Redaktionen.
Auslöser der kontroversen, teils erhitzten Diskussionen in den sozialen Medien, war ein ARD-Beitrag vom letzten Sonntag. Die dem Springer-Verlag zugehörige Welt erläutert zu den Vorgängen:
“Während des ‘Berichts aus Berlin’ am Sonntag wird eine Grafik eingeblendet, deren Inhalt nicht stimmt. Umfrageergebnisse der AfD werden im Vergleich zu SPD und Grünen kleiner dargestellt, als sie tatsächlich sind. Die ARD gesteht den Fehler ein – doch der Spott lässt sich nicht mehr einfangen.”
Bemerkt und verbreitet hat den offensichtlichen Fauxpas das medienkritische X-Profil “ÖRR Blog”.
Im Bericht aus Berlin (ARD) ist der SPD Balken (15%) höher als der AFD Balken (17%). Der Grünen Balken (11%) ist etwa so hoch wie der AFD Balken (17%). #ReformOerr#OerrBlogpic.twitter.com/5tXZnYFM8m
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) September 9, 2024
Die Schweizer Weltwoche kommentiert zu Wochenbeginn: “ARD trickst sich Statistik schön”. Da die “Trickserei” zu entsprechenden X-Reaktionen führte, sah sich die ARD-Redaktion am Montag gezwungen, in einer auf dem Netzwerk X veröffentlichten Nachricht einzuräumen:
Hier die korrigierte Grafik: pic.twitter.com/PhsIpScQDl
— Bericht aus Berlin (@ARD_BaB) September 9, 2024
Zuvor war den Betrachtern folgendes Säulendiagramm im Standbild präsentiert worden:
https://t.co/EcEpw8NOI9pic.twitter.com/WmkDxza2Wa
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) September 9, 2024
Die Berliner Zeitung kommentierte zum Wiederholungsfall bei ARD und ZDF:
“Man muss kein studierter Statistiker sein, um zu wissen, dass 17 Prozent mehr sind als elf Prozent bei derselben Wahlumfrage. Und auf gar keinen Fall weniger als 15 Prozent. Das gilt scheinbar nicht, wenn es um die AfD geht.”
Die AFD-Vorsitzende Alice Weidel reagierte amüsiert via X-Posting:
“Wenn man im ‘Bericht aus Berlin’ schon die unliebsamen Zahlen nicht ändern kann, dann doch wenigstens die visuelle Darstellung.”
In diesem Zusammenhang wurden schnell weitere Beispiele für “versehentliche Fehler” präsentiert, die Redaktionen von ARD und ZDF “unterlaufen” waren.
Einige weitere „Fehler“ zuungunsten von dem, was unter „rechts“ = böse klassifiziert wird: pic.twitter.com/WUfX8hh9Ac
— unbegreiflich (@unbegreiflich82) September 9, 2024
Warum ist im SWR Polittrend Rheinland-Pfalz der SPD Balken (22%) etwa 3 mal so hoch wie der AFD Balken (15%)? #ReformOerr#OerrBlogpic.twitter.com/6C0S3jMkWk
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) February 24, 2024
Die berüchtigten “ARD-Faktenfinder” präsentierten demgegenüber selbst bereits im Jahr 2017 ein Erklärvideo zu der Gefahr von “Balken-Irritationen”:
“Kurven- und Balkendiagramme sind beliebte Darstellungsformen bei der Vermittlung komplexer Informationen. In Sozialen Netzwerken werden sie gern geteilt. Nicht selten zu Propagandazwecken.”
Manipulierte Balken- und Kurvendiagramme erkennen – die wichtigsten Schritte #fakenews#faktenfinderpic.twitter.com/7AZpFvFcdH
— tagesschau (@tagesschau) April 27, 2017
Das ebenfalls auf ÖRR-Senderkritik fokussierte X-Profil “_Horizont_” bemerkte zur Causa Balken:
“Es ist schon auffällig, dass diese “Fehler” offenbar jedes Mal zuungunsten der AfD passieren.”
Die Berliner Zeitung kommentiert zu dem bekannten Problem, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk immer wieder in der Kritik steht, und “den zugehörigen Sendern von rechter Seite vorgeworfen wird, tendenziös zu sein”:
“Selbst bei einem kleineren Fehler wie dem Diagramm stellt sich die Frage, warum ausgerechnet die AfD kleiner gemacht wurde, als sie ist. Fehler wie dieser sind Wasser auf die Mühlen der ÖRR-Kritiker.”
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