Die Koalitionsgespräche zwischen der FPÖ und der ÖVP stecken in einer ernsten Krise. Der Kern des Streits? Die beiden Parteien können sich einfach nicht auf die Verteilung der Ministerien einigen. Besonders umstritten sind das Finanz- und das Innenministerium, die die FPÖ unbedingt für sich beanspruchen will. Zudem fordert sie die Kontrolle über die Europa-Agenden im Kanzleramt sowie einen unabhängigen Justizminister. Die ÖVP hingegen bleibt hart: Sie will bei diesen Punkten nicht nachgeben und macht deutlich, dass sie die Forderungen der FPÖ nicht akzeptieren wird.
Die FPÖ präsentiert ihren Vorschlag als großzügiges Angebot. Sie bietet der ÖVP mehr Ministerien an als in früheren Koalitionen. Konkret soll die Volkspartei sieben Ressorts erhalten, darunter das Außenministerium, das Wirtschaftsministerium und das Bildungsressort. Die FPÖ selbst würde sich mit sechs Ministerien begnügen – allerdings mit besonders einflussreichen: das Kanzleramt, das Finanzministerium, das Innenministerium sowie die Zuständigkeit für Gesundheit und Soziales. Zusätzlich pocht die FPÖ auf einen unabhängigen Justizminister und einen parteilosen Staatssekretär im Innenministerium, der für den Nachrichtendienst zuständig wäre.
Die ÖVP empfindet den Vorschlag der FPÖ jedoch als einseitig und unausgewogen. Sie fühlt sich mit “minderwertigen Posten” abgespeist und kritisiert, dass die FPÖ ihren eigenen Einfluss überschätze. Besonders die Forderung, die Europa-Agenden an die FPÖ abzugeben, stößt auf massiven Widerstand. Die ÖVP betont, dass sie diese Agenden traditionell führt und dies auch in Zukunft so bleiben soll. Auch die Idee eines unabhängigen Justizministers lehnt die Volkspartei strikt ab. Sie befürchtet, dass dies den Einfluss der FPÖ auf die Justiz unverhältnismäßig erhöhen könnte.
Nachdem die Gespräche ins Stocken geraten sind, hat die ÖVP die Verhandlungen vorerst gestoppt und einen Krisengipfel einberufen. Parteichef Christian Stocker erhielt dabei volle Rückendeckung aus den eigenen Reihen.
Gleichzeitig signalisierte die Partei jedoch Gesprächsbereitschaft – allerdings nur unter der Bedingung, dass die FPÖ bei einigen zentralen Forderungen nachgibt. FPÖ-Chef Herbert Kickl versucht derweil, die angespannte Lage zu entschärfen. Er betonte, dass die Verhandlungen noch nicht gescheitert sind, sondern lediglich eine kurze Pause eingelegt worden sei.
Die Gespräche sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Eine Einigung bis zum Wochenende ist noch möglich, doch die Gräben zwischen den beiden Parteien sind tief. Sollte es zu keiner Lösung kommen, könnte es zu einer längeren Verhandlungspause oder sogar zu Neuwahlen kommen. Die Koalitionsgespräche stehen damit auf Messers Schneide.
Falls die Verhandlungen tatsächlich scheitern, liegt die Entscheidung letztlich bei den Wählern. Ein möglicher Neuwahlgang könnte die politische Landschaft in Österreich grundlegend verändern und die Weichen für die nächste Regierung stellen. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob FPÖ und ÖVP ihre Differenzen überwinden können – oder ob es zum endgültigen Bruch kommt. Die nächsten Tage werden entscheidend sein.
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