Im Kölner Ford-Werk sollen weitere 700 bis 1.000 Stellen abgebaut werden, wie jetzt bekannt wurde. Der Betrieb wird künftig auf eine tägliche Schicht umgestellt. Bereits im vergangenen Jahr war verkündet worden, die Zahl der Beschäftigten bis Ende 2027 um 2.900 reduzieren zu wollen. Am Ende werden dann noch 7.600 Menschen in den Ford-Werken arbeiten – im Jahr 2019 waren es noch etwa 20.000 Mitarbeiter gewesen.
Ford Köln ging am 4. Mai 1931 in Betrieb; der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer hatte bewirkt, dass die Produktion, die 1926 als Endmontage des Fort Modell T begonnen hatte, von Berlin nach Köln verlegt wurde. Anfang der 1960er-Jahre begann Ford mit der Anwerbung türkischer Gastarbeiter; in den 1970ern war der schwer beladene Ford Taunus geradezu ihr Kennzeichen auf sommerlichen deutschen Autobahnen.
Im Jahr 1972 hatte Ford 54.000 Mitarbeiter. Außer in Köln wurde auch in Saarlouis produziert, in Aachen war ab 1994 die Forschungszentrale für Europa angesiedelt. Im Jahr 2025 gab es nur noch zwei Standorte: Köln und Saarlouis. Die Autoproduktion in letzterem wird im Laufe dieses Jahres geschlossen, das Forschungszentrum Aachen wurde schon im vergangenen Jahr nach Köln verlagert. Auch bei den jetzt angekündigten zusätzlich eingesparten bis zu 1.000 Stellen soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
Im Jahr 2023 war die Produktion des Modells Fiesta ausgelaufen. Ford stellte – mit Investitionen von etwa zwei Milliarden Euro – auf die Produktion von Elektroautos um, im Vertrauen auf Prognosen, die bereits 2023 einen Marktanteil von 35 Prozent für diese Fahrzeuge vorhersagten. Tatsächlich lag der Anteil in dem Zeitraum nur bei 18,4 Prozent, und auch da ist strittig, wie real dieser Wert war – erst im August gab es eine große Mediendebatte über hohe Zulassungszahlen bei Werken und Händlern.
Die Elektroautos, die jetzt in Köln produziert werden, liegen bei einem Einstiegspreis von über 40.000 Euro und sind daher für die Kunden, die zuvor den Fiesta gekauft hatten, zu teuer. Stefan Bratzel, Experte des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach, meinte dazu:
“Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft. Die Firma produziert auf Halde. Die Amerikaner haben seit langem den falschen Blick auf den europäischen Markt und schießen produkttechnisch daneben.”
Allerdings haben sich nicht nur US-Konzerne wie Ford mit der Erwartung des Elektroautoabsatzes verkalkuliert. Die gesamte Automobilbranche kriselt. Die Hersteller wurden mit den Flottenwerten für den CO₂-Ausstoß unter Druck gesetzt, aber nicht nur die Fahrzeuge sind zu teuer: Der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK), der berichtete, dass sich die Eigenzulassungen von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt haben, erklärte, in einer Umfrage hätten die befragten Mitgliedsunternehmen einen Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine Senkung der Stromkosten als drängendste Themen gesehen. Allerdings war die massive Erhöhung der Strompreise durch die CO₂-Abgaben und die Russlandsanktionen nie Teil der Berechnungen, als Ford entschied, auf Elektrofahrzeugbau umzustellen.
Stefan Bratzel sieht auch mit der jetzt angekündigten Stellenkürzung die Zukunft von Ford Köln nicht optimistisch. “Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten”, meinte er. Ohne neue, preisgünstige Modelle werde der Abbau weitergehen. Ob Ford Köln sein hundertstes Jubiläum noch erlebt?
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