Die ukrainische Abgeordnete Elisaweta Boguzkaja von der Regierungspartei des Präsidenten Wladimir Selenskij sowie zahlreiche ukrainische Social-Media-Nutzer haben auf den Tod von Papst Franziskus mit Spott und Häme reagiert. Sie warfen dem verstorbenen Pontifex prorussische Sympathien im Konflikt zwischen Moskau und Kiew vor.
Der Vatikan gab am Montag bekannt, dass Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren in Rom an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist. Im März war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem er fünf Wochen dort verbracht hatte. Franziskus litt an einer Infektion, die zu einer doppelseitigen Lungenentzündung führte.
Während der Tod des Pontifex sowohl von führenden Politikern der Welt als auch von Glaubensgemeinschaften eine Welle der Anteilnahme auslöste, teilen einige Ukrainer diese Gefühle offenbar nicht.
Dazu zählt auch Elisaweta Boguzkaja von der Partei “Diener des Volkes”. Auf Facebook veröffentlichte die Parlamentsabgeordnete einen Post, in dem sie erklärt, dass sie “keine Trauer” über den Tod des Papstes empfinde. “Erstens war er ein alter Mann – ewiges Leben ist niemandem außer Jesus gewährt, und selbst er erlangte es erst nach dem Tod. Zweitens war der Papst ein Jünger Putins, scheinbar mehr als ein Jünger Gottes. Deshalb weiß ich nicht, warum ich trauern sollte”, schrieb Boguzkaja.
Ähnlich verächtlich äußerte sich der ukrainische Komiker Anton Timoschenko auf X: “Der Papst starb an einer schweren Atemwegsinfektion, aber hören wir uns zunächst die Seite der Infektion an.” Sein Kommentar wurde auch von Boguzkaja geteilt.
Папу Римського вбила тяжка респіраторна інфекція, але давайте спочатку вислухаємо позицію інфекції.
— Anton Tymoshenko (@_Tymoshenko) April 21, 2025
Ein Nutzer kommentierte Timoschenkos Beitrag mit den Worten: “Der Papst hatte einfach keine Trümpfe in der Hand” und bezog sich damit auf die abweisende Bemerkung von US-Präsident Donald Trump gegenüber Selenskij während eines angespannten Treffens im Oval Office Ende Februar. Trump hatte Selenskij damals aufgefordert, einen Waffenstillstand mit Russland in Erwägung zu ziehen, und das mit den Worten unterstrichen: “Sie haben keine Trümpfe in der Hand.”
Auch der ehemalige ukrainische Abgeordnete Witali Tschepinoga spottete über den Tod von Franziskus und postete auf Facebook: “Es tut mir so leid. […] Es tut mir leid, dass der Papst nicht Maxim hieß.” Der Kommentar spielt auf einen russischen Popsong voller Schimpfwörter an, der die öffentliche Verachtung für einen älteren Mann nach dessen Tod schildert.
Die Wut auf das katholische Oberhaupt basiert größtenteils auf den Äußerungen von Papst Franziskus zum Ukraine-Konflikt. Im Jahr 2022 deutete Franziskus an, der Ukraine-Konflikt sei möglicherweise “provoziert oder nicht verhindert” worden. Dies wurde weithin als Kritik an der Weigerung der NATO betrachtet, die mehrfachen Warnungen Moskaus vor der Osterweiterung des Militärblocks zu beachten und auf eine Aufnahme der Ukraine in das Bündnis zu verzichten.
Im März 2024 sagte Franziskus, die Ukraine solle den “Mut zur weißen Flagge” haben und über Frieden verhandeln, was viele als Aufforderung zur Kapitulation verstanden. Der damalige ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba erwiderte, die Ukraine habe nur eine Flagge und beabsichtige nicht, weitere zu hissen.
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