Eine Analyse des RT-Teams
Am 21. Oktober erschienen die posthumen Memoiren des nachweislichen Epstein-Opfers Virginia Giuffre mit dem Titel “Nobody’s Girl: Erinnerungen an das Überleben von Missbrauch und den Kampf für Gerechtigkeit”. Giuffre, das soweit “prominenteste” Opfer des professionell betriebenen Missbrauchskonstrukts von Jeffrey Epstein und seiner Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell, schildert darin unter anderem die schockierenden Erlebnisse erlebter Gewaltorturen durch einen ungenannten “Premierminister”. In durchlebten Gerichtsverhandlungen – Giuffre nahm sich im im April dieses Jahres das Leben (RT DE berichtete) – nannte sie laut Gerichtsunterlagen “den israelischen Premierminister Ehud Barak als einen der vielen Eliten, die sie vergewaltigt hätten”, so die New York Post (NYP) berichtend. Eine mehrteilige Rechercheserie des US-Online-Portals Drop Site News beleuchtet nun die enge Verbindung des verurteilten und zu Tode gekommenen Sexualverbrechers mit Israels Ex-Verteidigungsminister Barak, ausgehend von “neuen Details über Epsteins Rolle in israelischen Geheimdienstoperationen”.
Das durchlebte Martyrium beschrieb Giuffre laut Gerichtsprotokoll, von der NYP zitiert, wie folgt:
“Nach dem Angriff konnte ich nicht länger naiv bleiben. Nachdem ich so brutal behandelt worden war und dann Epsteins gefühllose Reaktion auf meine Angst gesehen hatte, musste ich akzeptieren, dass Epstein mir nur Lob zuteilwerden ließ, um mich unterwürfig zu halten.”
Giuffre bezeichnete den Vergewaltiger in Interviews und ihrem Buch als “Premierminister” und erklärte laut NYP-Artikel, “sie habe Angst, dass der Rohling ihr ‘weh tun’ würde, wenn sie seinen Namen drucken würde.” Barak bestreitet seit Jahren, die ungenannte Person zu sein.
Die aktuellen Drop Site News-Recherchen beschäftigen sich nun mit der Anwesenheit von Ehud Barak und einem ranghohen israelischen Spion in den New Yorker Räumlichkeiten eines riesigen Luxusapartments von Jeffrey Epstein. Der diesbezügliche Titel lautet:
“Israelischer Spion hielt sich wochenlang bei Jeffrey Epstein in Manhattan auf. Aus durchgesickerten E-Mails geht hervor, dass Epstein eine Überweisung an Ehud Baraks obersten Berater Yoni Koren vorbereitete, der regelmäßig in seiner Wohnung zu Gast war.”
Jener Wohnung, in der laut Medienrecherchen vom Juli 2019 anscheinend auch der Chef von Koren, Ehud Barak, Jahre zuvor regelmäßig vor Ort war. So hieß es bei der Times of Israel (ToI):
“Britische Zeitung veröffentlicht erneut Fotos aus dem Jahr 2016, auf denen der ehemalige Premierminister ‘nur wenige Stunden’ nach mehreren jungen Frauen das New Yorker Haus eines in Ungnade gefallenen Finanziers verlässt, was offenbar auf unlautere Motive hindeutet.”
In dem Artikel von Drop Site News (DSN) heißt es detaillierter zu den New Yorker Besuchen zweier israelischer Persönlichkeiten:
“Der israelische Militärgeheimdienstoffizier hielt sich mindestens dreimal in Jeffrey Epsteins Wohnung in Manhattan auf – darunter einmal im Februar 2013, als er als leitender Berater des damaligen israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak tätig war. Yoni Koren begann seine Geheimdienstkarriere mit verdeckten Operationen in Zusammenarbeit mit dem Mossad und blieb nach seinem offiziellen Ausscheiden aus dem Geheimdienstdirektorat Oberstleutnant im Reservedienst.”
Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit zu den Angaben und den genutzten Quellen des Materials schreibt die DSN-Redaktion:
“Drop Site hat Beweise für diese Aufenthalte aus den vom House Oversight Committee im letzten Monat veröffentlichten Zeitplänen und aus den gehackten E-Mails von Barak zusammengestellt, die ursprünglich vom Hackerteam Handala veröffentlicht und später von Distributed Denial of Secrets weitergegeben wurden.”
Die Handala-Hacker stammen laut Medienberichten aus dem Iran. Die israelische Haaretz schrieb zu dem Vorgang der Sicherung von massiven Datenmengen im Juli dieses Jahres (Bezahlschranke):
“Eine Datenbank mit Tausenden von Lebensläufen von Israelis, die in geheimen und sensiblen Positionen innerhalb der israelischen Streitkräfte und anderer Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden tätig waren, wurde von einer iranischen Hackergruppe online veröffentlicht […] Haaretz bestätigte, dass die meisten der durchgesickerten Informationen authentisch sind.”
Die Unterlagen belegen demnach, dass der israelische Spion nach dem Rücktritt Ehud Baraks aus der Regierung Netanjahu (2012) weiterhin “als informeller Vermittler zwischen den amerikanischen und israelischen Geheimdiensten diente, wobei Barak als sein Kontaktmann fungierte.” Weiter heißt es:
“E-Mail-Aufzeichnungen zeigen, dass Barak Koren als Vermittler nutzte, um Informationen mit AMAN, dem israelischen Militärgeheimdienst, auszutauschen. Koren war auch aktiv an den Bemühungen von Epstein und Barak beteiligt, Cybersicherheits-Startups aus den Technologieforschungseinheiten von AMAN zu gewinnen, was zeigt, wie sehr er weiterhin in israelische Spionagenetzwerke verstrickt war.”
Mehr als brisant wird es durch weitere Darlegungen, die belegen, dass der israelische Spion bis hinein ins Weiße Haus agierte, dies unter der Präsidentschaft von Barack Obama. Dazu heißt es es:
“Koren half dabei, eine private Führung durch das Weiße Haus und das Pentagon für Barak und seine Enkelkinder zu organisieren, die einige Tage später stattfand. Die Reise zum Pentagon wurde von Jeremy Bash koordiniert, dem ehemaligen Stabschef der CIA und des Verteidigungsministeriums (sowie dem Ex-Ehemann der CNN-Moderatorin Dana Bash). Koren und Bash halfen dabei, Nachrichten auszutauschen und Treffen zwischen ihren jeweiligen Chefs – Barak und Leon Panetta, dem ehemaligen CIA-Direktor und Verteidigungsminister – zu arrangieren.”
Barak, “seine Tochter und seine beiden Enkelkinder” besuchten nachweislich und belegbar dann “am 31. März [2012] das Weiße Haus und das Pentagon”. Der DSN-Artikel beinhaltet demnach geleakte Screenshots vom E-Mailverkehr zwischen Barak und Epstein, die finanzielle Unterstützung des Spions betreffend. Zur Ranghöhe des Spions, der am 8. Januar 2023 an Krebs verstarb, heißt es aufschlussreich hinsichtlich des möglichen jahrelangen engeren Kontakts zu Epstein:
“Als Barak in den 1990er Jahren Stabschef der israelischen Streitkräfte wurde, wurde Koren sein Büroleiter und verwaltete Baraks Terminkalender und Operationen. Er war auch Assistent des israelischen Militärattachés in Washington und koordinierte Kontakte zu hochrangigen Vertretern des Pentagon wie Colin Powell [1989 bis 1993 Vorsitzender des ‘Joint Chiefs of Staff’, als ranghöchster US-Stabschef].”
Im vierten und aktuellen Artikel vom 7. November in der Epstein-Reihe berichtet die DSN-Redaktion vom bis dato unbekannten fernen Hintergrundagieren Epsteins im Interesse Israels. So lautet die Überschrift des erneut sehr langen und ausführlichen Artikels:
“Jeffrey Epstein half Israel dabei, einen Überwachungsstaat an die Elfenbeinküste zu verkaufen. Durchgesickerte E-Mails zeigen die Details hinter den Gesprächen zwischen der Elfenbeinküste und Israel, die von Ehud Barak und Jeffrey Epstein geleitet wurden.”
(Mit “Überwachungsstaat” sind hier – journalistisch zugespitzt – die zur vollumfänglichen Überwachung notwendigen staatlichen Technologien gemeint, Anm. der Redaktion)
So soll laut Unterlagen die diesbezügliche Kooperation in Zeiten der militärischen Unruhen in dem afrikanischen Land in den Jahren 2010 und 2011 erfolgt sein. Dabei ging es um manipulative Finanzströme in Form der Vermittlung “von Geschäften zwischen dem israelischen Staat und dem umkämpften westafrikanischen Land”, so der DSN-Artikel. Weiter heißt es:
“Epstein schrieb an Barak: ‘Angesichts der explodierenden Unruhen […] und der Verzweiflung der Machthaber ist das doch perfekt für dich.’ Barak antwortete: ‘In gewisser Weise hast du recht. Aber es ist nicht einfach, das in einen Cashflow umzuwandeln.'”
Zur Rolle des Hintergrundakteurs Epstein heißt es:
“Epstein half Barak dabei, einen von ehemaligen israelischen Geheimdienstmitarbeitern ausgearbeiteten Vorschlag für die Massenüberwachung der Telefon- und Internetkommunikation in der Elfenbeinküste zu übermitteln.”
Nachweislich kam es nach dem Machtwechsel im Jahr 2010 dann zwei Jahre später seitens des bis heute amtierenden Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, zu einem ersten offiziellen Staatsbesuch in Israel. Dazu heißt es im DSN-Artikel:
“Auch heute noch genießt Ouattara die Unterstützung israelischer Sicherheitsfirmen, die ihm helfen, seine Macht zu erhalten. Sein von Israel unterstützter Polizeistaat hat zivilgesellschaftliche Organisationen zerschlagen und Kritiker zum Schweigen gebracht.”
Seit Jahrzehnten ist dies ein üblicher vorder- wie hintergründiger Vorgang der manipulativen Verschiebungen seitens der Politik über die Zusammenarbeit mit windigen Milliardären und Philanthropen. Insofern also kein besonderer Skandal, würde es sich nicht um Jeffrey Epstein handeln, den bislang extremsten internationalen Fall aggressiver, breiter und organisierter Kriminalität auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Dies zudem auch bezogen auf seine Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell, Tochter des Milliardärs, Unternehmers und Politikers Robert Maxwell, der nach seinem ominösen Tod (der britische Medien-Tycoon wurde am 5. November 1991 unweit seiner Yacht leblos aus dem Atlantik geborgen) in Israel höchste Ehrungen erfuhr. So heißt es in einem Artikel der Times of Israel:
“Er [Robert Maxwell] wurde auf dem Ölberg in Jerusalem in Anwesenheit zahlreicher israelischer Geheimdienstvertreter beigesetzt und vom damaligen Premierminister Yitzhak Shamir gewürdigt. Angesichts von Berichten über seine Verbindungen zum britischen Geheimdienst MI6, zum KGB und zum Mossad erklärte Shamir, Maxwell habe ‘mehr für Israel getan, als heute gesagt werden kann.'”
Zum Zeitpunkt des ToI-Artikels war der damalige Lebensgefährte von Maxwells Tochter Ghislaine, Jeffrey Epstein, rund ein halbes Jahr vorher im Dezember 2019 unter ominösen Umständen in einem New Yorker Gefängnis tot aufgefunden worden.
Ob der mehr als freundschaftliche Kontakt zwischen dem Sexualverbrecher und Israels Premier Ehud Barak zugunsten der unbekannten Anzahl von Opfern je juristisch zu einem Urteil finden wird, ist dabei mehr als unwahrscheinlich.
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