
Von Wiktor Swanzew
Das Herz eines Volontärs
“Von Kindheit an brachte uns der Vater die Gewohnheit zur Arbeit bei, nahm uns zum Fischen und Jagen mit. Und nebenbei brachte er uns auch die Heimatliebe bei – ohne große Worte und patriotische Losungen”, erzählt der 21-jährige Volontär Danil Jeschin aus dem Gebiet Woronesch.
In seiner Freizeit nimmt er an humanitären Missionen teil und fährt in die benachbarten Regionen: die Gebiete Brjansk, Kursk und Belgorod. Der ehrenamtliche Helfer erzählt:
“Die ganze Familie hat etwas zu tun. So stellen engagierte Menschen in der Gemeinde Loknja und anderen Bezirken des Gebietes Pskow, wo meine Großmutter wohnt, Tarnnetze her, und sie bringt sie den Kämpfern. Kurz: Viele Bäche machen einen Strom.”
Seit über einem Jahr setzt Danil die Arbeit seines Vaters – des Volontärs und Militärangehörigen Sergei Jeschin mit dem Funknamen Melnik (Müller) – fort. Noch in den 1990er Jahren diente Sergei in der Pskower Division der Luftlandetruppen. Er nahm an der zweiten Kampagne in Tschetschenien und an Kämpfen in Jugoslawien teil.
Im zivilen Leben baute Sergei Jeschin Mühlen. Später wurde er zu einem Berater des Gouverneurs des Gebietes Kursk für Angelegenheiten des Tourismus. Er wurde mit einem Verdienstorden 2. Grades und einem Georgskreuz 2. Grades ausgezeichnet.
Seit Frühling 2022 transportierte Melnik humanitäre Hilfe für ehemalige Kameraden. Er selbst berichtete im August 2024:
“Als ich von ihnen wegfuhr, fühlte ich mich jedes Mal sehr schlecht. Schließlich hielt ich es nicht aus und kehrte bald zurück, diesmal als Kämpfer, obwohl ich wegen der fünf Kinder eine Freistellung von der Mobilmachung hatte.”
Im Jahr 2023, nach dem Ablauf seines Vertrags, während dem er eine schwere Wunde erlitten und drei Operationen überstanden hatte, setzte Melnik seine Hilfe für die Front fort. Seit August des vergangenen Jahres evakuierte er gemeinsam mit anderen Freiwilligen Tausende Flüchtlinge aus dem Kursker Grenzgebiet.
Leider hielt sein Herz die Belastung nicht aus – im Januar verstarb Jeschin kurz vor seinem 45. Geburtstag.
Seite an Seite
Damals halfen den Bewohnern von Kursk Menschen aus dem ganzen Land. In den ersten Tagen der ukrainischen Invasion begab sich Issa Salimsultanow ins Grenzgebiet. Er wurde in der russischen Teilrepublik Dagestan geboren, lebt aber seit 13 Jahren in Kursk als Imam der lokalen muslimischen Gemeinde.
Zu gefährlichen Evakuierungseinsätzen fuhr Issa gemeinsam mit dem Priester Jewgeni Schestopalow, dem Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche in Sudscha. Im März 2025 berichtete Salimsultanow gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti:
“Wir nehmen Suchanträge von Angehörigen aus ganz Russland an. Manche können lebend gefunden werden, manche bedauerlicherweise nur tot. In jedem Fall nehmen wir alle mit.”
Im Dezember 2024 unterzeichnete Issa einen Vertrag mit der Sondereinheit Achmat, um sich leichter im Kampfgebiet zu bewegen, und nahm den Funknamen Imam an. Gemeinsam mit dem Pfarrer Jewgeni rettete er weiter Zivilisten.
Im Frühling 2025 half ihnen Artjom Beloborow aus Sudscha, ein Militärangehöriger außer Dienst. Im August 2024 gelang es ihm nach dem ukrainischen Überfall, seine Frau und seine drei Kinder nach Kursk zu bringen. Als er zurückkehrte, um seine Mutter abzuholen, konnte er nicht mehr herausfahren und verbrachte acht Monate unter Besatzung. Der Bewohner von Sudscha erzählte damals:
“Ich kenne das Gelände ziemlich gut und half den Jungs als Wegweiser. An einigen Routen waren Brücken gesprengt oder Zufahrtswege vermint. Man muss wissen, wo man halbwegs sicher durchfahren kann.”
Zu dritt evakuierten die Freiwilligen in einigen Monaten Tausende von Menschen aus dem Kursker Grenzland.
Der Drang, zu helfen
Leider enden manche humanitären Einsätze tragisch. So sind im August 2024 im Bezirk Gluschkowo des Gebiets Kursk während einer Evakuierung von Zivilisten der 21-jährige Nikolai Kowaljow und der 22-jährige Dawid Sokolow ums Leben gekommen. Das ukrainische Militär nahm ihr Auto gezielt unter Artilleriefeuer.
Wenige Tage vor seinem Tod erzählte Sokolow:
“Wir nutzen oft die Losung ‘Wir lassen die Unsrigen nicht im Stich’ und beweisen, dass es stimmt. Wir kamen über eintausend Kilometer aus der DVR. An einem der ersten Tage mussten wir sogar auf dem Boden liegen. Wir nahmen eine Großmutter mit, setzten sie ins Auto und hörten ein Pfeifen. Wir wissen, dass man sich auf den Boden werfen muss. Also fallen wir und helfen den Älteren, sich so hinzulegen, dass es für sie sicher ist.”
Kowaljow und Sokolow wurden nebeneinander auf der Heldenallee in Donezk begraben. Beide wurden posthum mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet.
Ihre Arbeit wird von anderen Volontären fortgesetzt. Gegenwärtig bringen Hunderttausende Freiwillige Hilfsgüter für Militärangehörige und Zivilisten ins Gebiet der Sonderoperation. Auch die Familien der Soldaten bleiben nicht unbeachtet.
Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte im Rahmen des Internationalen Bürgerforums “Wir sind zusammen”:
“In diesem Fall werden alle durch den Drang vereint, Menschen zu helfen.”
Eine solche Arbeit inspiriere dem Präsidenten zufolge nicht nur Russen, sondern auch Bewohner von freundlichen Staaten.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei “RIA Nowosti” am 5. Dezember.
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