
Als erstes Land der Welt hat Israel Somaliland als “unabhängigen und souveränen” Staat anerkannt. In vielen Ländern stieß dieser Schritt West-Jerusalems jedoch auf deutliche Kritik. Somalias Außenministerium verurteilte die Entscheidung am Freitag als “vorsätzlichen Angriff” auf seine Souveränität. Die Afrikanische Union forderte die Achtung der Grenzen und warnte vor weitreichenden Folgen für die Stabilität auf dem Kontinent.
Die zum ostafrikanischen Somalia gehörende autonome Region Somaliland hatte sich 1991 nach Beginn des Bürgerkrieges für unabhängig erklärt. Sowohl von der Regierung in Mogadischu als auch international wurde der Schritt der sunnitisch geprägten Region, in der etwa 6,2 Millionen Einwohner leben, nicht anerkannt. Am Freitag erkannte Israel nun allerdings als erstes Land die Souveränität Somalilands an.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, Israels Außenminister Gideon Saar und der Präsident der “Republik Somaliland”, Abdirahman Mohamed Abdullahi, unterzeichneten eine entsprechende Erklärung, wie Netanjahus Büro mitteilte. Die Anerkennung geschehe “im Geist der Abraham-Abkommen”.
Netanjahu sagte dem somaliländischen Staatschef in einem Telefonat zudem, dass die Beziehungen zwischen Westjerusalem und Hargeysa “wegweisend und historisch” seien und dass Israel plane, mit Somaliland in wirtschaftlichen Fragen sowie in den Bereichen Landwirtschaft und soziale Entwicklung zusammenzuarbeiten.
Abdullahi erklärte auf der Plattform X/Twitter, sein Land sei bereit, dem Abrams-Abkommen beizutreten. Mit jedem von US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit initiierten Abkommen hatten mehrere arabische und muslimische Staaten ihre Beziehungen zu Israel normalisiert.
Somalia, das Somaliland als Teil seines Staatsgebiets betrachtet, warf Israel einen “bewussten Angriff” auf seine Souveränität vor. “Illegitime Handlungen dieser Art untergraben den Frieden und die Stabilität in der Region erheblich und verschärfen politische und sicherheitspolitische Spannungen”, erklärte das Außenministerium des Landes.
Netanjahu teilte weiterhin mit, man werde Trump Abdullahis “Bereitschaft und Wunsch” mitteilen, den Abraham-Abkommen beizutreten. Trump allerdings zeigte bisher wenig Bereitschaft, Israel bei der Anerkennung Somalilands zu folgen. Auf die Frage der New York Post, ob Trump bereit sei, dies zu tun, sagte dieser:
“Weiß überhaupt jemand, was Somaliland eigentlich ist?”
Trump versprach jedoch, die Frage zu “prüfen”.
Die Afrikanische Union (AU) betonte in einer Erklärung: “Jeder Versuch, die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität Somalias zu untergraben, birgt die Gefahr, einen gefährlichen Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen für den Frieden und die Stabilität auf dem gesamten Kontinent zu schaffen.”
Die EU bekräftige die Bedeutung der “Souveränität und territorialen Integrität der Bundesrepublik Somalia”. Man hoffe, dass das abtrünnige Somaliland und die Regierung Somalias zu einem “konstruktiven Dialog [kommen], um langjährige Differenzen beizulegen”, so ein Pressesprecher in Brüssel.
Die islamistische Shebab-Miliz in Somalia kündigte an, die Anerkennung von Somaliland nicht hinzunehmen. Man werde dagegen kämpfen, teilte die Miliz am Samstag mit. Die Türkei reagierte empört auf die “offensichtliche Einmischung” Israels in die inneren Angelegenheiten Somalias. Auch Ägypten und Dschibuti verurteilten die Initiative Israels.
Mehr zum Thema – USA und Israel prüfen Zwangsumsiedlung von Palästinensern nach Afrika







