Wie Bloomberg am Montag berichtete, sei Iran gezwungen, sein ohnehin schon günstiges Rohöl noch weiter zu verbilligen, um mit Russlands Exporten auf dem chinesischen Markt konkurrieren zu können. Dem von Sanktionen betroffenen Teheran blieben Berichten zufolge für seine Rohöllieferungen nur wenige Optionen.
Im Mai erreichten Russlands Exporte nach China ein Rekordhoch und überholten Saudi-Arabien als Hauptlieferant für den weltweit größten Rohölverbraucher. Nach Angaben des Branchenconsultingunternehmens FGE hat auch das russische Urals-Rohöl Lieferungen aus Iran verdrängt.
Vandana Hari, Gründerin von Vanda Insights in Singapur, erklärte gegenüber Bloomberg:
“Der einzige Wettbewerb zwischen iranischem und russischem Öl könnte in China stattfinden, was ganz zum Vorteil Pekings wäre.”
“Dies dürfte auch die Produzenten in den Golfstaaten beunruhigen, da ihre wichtigen Märkte von stark verbilligtem Rohöl eingenommen werden.”
In den offiziellen Daten Chinas sind nur drei Monate der Importe aus Iran seit Ende 2020 aufgeführt, zwei davon im vergangenen Januar und Mai. Zahlen des Analyseunternehmens Kpler deuten jedoch auf einen stetigen Fluss von Rohöl von über 700.000 Barrel pro Tag im Mai und Juni hin.
Händler erklärten Bloomberg, dass der Preis für Öl aus Iran “fast zehn US-Dollar pro Barrel unter dem Brent-Future liegt, um es mit den Urals-Ladungen gleichzustellen”. Die nächste Lieferung wird im kommenden Monat erwartet. Vor Februar lag der Preisabschlag noch bei vier bis fünf US-Dollar.
Den Händlern zufolge ist Russlands weniger schwefelhaltiges und qualitativ hochwertigeres ESPO-Rohöl teurer als iranisches Öl, obwohl es immer noch billiger ist als vergleichbare Lieferungen aus dem Nahen Osten.
China sei bereit, trotz der Herkunft des Öls einen Preisnachlass in Kauf zu nehmen, was die Lieferungen von anderen Anbietern dämpfe.
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