Wie die US-Zeitung The Washington Post unter Berufung auf US-Geheimdienstquellen berichtet, ist die Zahl der Anwerbungen im Ausland bei der CIA deutlich zurückgegangen. Den Gesprächspartnern der Zeitung zufolge handelt es sich um einen Rückgang im “zweistelligen Prozentbereich”, sie nennen jedoch keine konkreten Zahlen. Die Rede ist primär von Russland, China und dem Iran. Und selbst “neue” Methoden tragen laut Geheimdienstmitarbeitern nicht dazu bei, die Rekrutierung im Ausland zu intensivieren. So verbreitete die CIA in diesem Jahr in sozialen Netzwerken mehrere Videos von filmischer Qualität, in denen sie chinesische Beamte zur Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst aufforderte. Im Jahr 2023 wurden ähnliche Videos für das russische Publikum vorbereitet. Den Quellen der Washington Post zufolge haben sicherlich einige Personen nach der Ausstrahlung dieser Videos Kontakt mit der CIA aufgenommen, aber nicht viele. Und nach Ansicht von Geheimdienstmitarbeitern selbst deutet die Tatsache, dass die Behörde zu solchen Rekrutierungsmethoden greift, auf eine ernste Krise in der Branche hin.
Wie CIA-Beamte anmerkten, ist die Zahl der im Ausland rekrutierten Agenten während des Jahres 2019 zum ersten Mal eingebrochen, was mit der Covid-19-Epidemie zusammenhängt. Von den Folgen der Pandemie kann sich die CIA noch immer nicht erholen, stellt man in dem Bericht fest – Anti-Covid-Restriktionen, die persönliche Kontakte erheblich erschwerten, zerschlugen die Rekrutierungsarbeit der Behörde regelrecht.
Als weiterer Grund für die Krise wird die zunehmende Bürokratisierung in der CIA genannt – dadurch war die Behörde immer weniger in der Lage, riskante Operationen zu koordinieren, und der Entscheidungsprozess wurde generell komplizierter.
Aber die größte Plage der US-Geheimdienste ist der rasante Technologiefortschritt. Vor allem dadurch, dass sich die technischen Möglichkeiten der Aufspürer inzwischen um ein Vielfaches erhöht haben. Dabei geht es nicht nur um die fortschrittlichere digitale Überwachung elektronischer Geräte, sondern auch um die wachsende Zahl von CCTV-Kameras in Großstädten. Die Geheimdienstler weisen in diesem Zusammenhang auf die Schwierigkeit hin, in Peking zu arbeiten, da es über eines der dichtesten Netze von CCTV-Kameras mit Gesichtserkennungssystemen verfügt. “Das heutige digitale Umfeld bietet ebenso viele Möglichkeiten wie Herausforderungen”, sagte ein CIA-Beamter gegenüber der US-Zeitung. Der technologische Fortschritt mache die Verwaltung von Spionagenetzen komplexer und teurer, und erfordere mehr Personal, so die CIA-Mitarbeiter weiter.
Wie die Washington Post berichtet, versucht die neue Führung des Geheimdienstes, das Blatt zu wenden, aber bisher läuft es nicht allzu gut. So stellen die Quellen der Washington Post einerseits fest, dass die CIA in letzter Zeit einige Erfolge in China erzielt hat und plant, sich auf dieses Land zu konzentrieren. Andererseits wird die Aufgabe, die Zahl der erfolgreichen Rekrutierungen zu erhöhen, durch den Sparkurs des US-Staatshaushalts erschwert, der erst noch an Fahrt gewinnt.
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