Seit Tagen sorgen auf dem Balkan Bilder aus dem serbischen Grenzgebiet zu Ungarn für Schlagzeilen und Empörung, vor allem in den sozialen Medien. Dem serbischen Innenminister Aleksandar Vulin wurden “rassistische” Äußerungen und demütigender Umgang mit Menschen vorgeworfen. Auf den Bildern, die das serbische Ministerium selbst veröffentlicht hatte, wird eine Aktion der serbischen Polizei rund um die Stadt Subotica gezeigt, die seit Jahren zunehmend zu einer regelrechten Drehscheibe für illegale Migration geworden ist. Von dort aus sind es rund 30 Kilometer bis zur ungarischen Grenze. In den Wäldern rund um den Ort warten nach offiziellen Schätzungen täglich Hunderte junge Männer auf eine passende Gelegenheit, ins benachbarte EU-Land zu gelangen.
Auf den Fotos sind junge Männer zu sehen, die ihre Arme über den Kopf halten, gebeugt gehen und schließlich auf einem Feld sitzen bleiben müssen. Nach offiziellen Angaben hatten die Sicherheitsbehörden bei ihrem Einsatz am 14. Juli rund 40 illegale Migranten aufgegriffen. Der serbische Innenminister, der bei der Polizeiaktion anwesend gewesen war, wurde vor allem für seine Wortwahl scharf kritisiert. Vulin hatte unter anderem betont, dass Serbien ein Land sei, in dem Gesetze einzuhalten seien, und es werde nicht “zu einem Parkplatz für illegale Migranten” werden. Man werde demnach nicht zulassen, dass “unsere Lebensweise durch Kriminelle, die die Not der Menschen” ausnutzen, bedroht werde. Vor allem seine Aussage, die er laut Medienberichten vor versammelten Journalisten vor Ort gemacht habe, dass “Serbien nicht zulassen wird, dass sein Territorium zu einem Ort wird, an dem sich verschiedene Banditen und Abschaum aus ganz Asien versammeln”, riefen scharfe Kritik hervor.
#Vulin: #Serbia is not a parking lot for #migrantshttps://t.co/fmvCF3qnTG
— N1english (@N1info) July 14, 2022
Vulin verteidigte sich später mit Verweis, dass er damit Schlepper gemeint habe, die “mit Menschen handeln”. Auch die Polizeiaktion rechtfertigte er als Reaktion auf einen Vorfall von Anfang Juli. In dem Gebiet war es zu einer Schießerei zwischen afghanischen und pakistanischen Schleppergruppen gekommen, die fast eine Stunde lang gedauert haben soll. Laut offiziellen Angaben war eine Person getötet worden, weitere sechs Menschen hatten Schusswunden erlitten, darunter auch ein 16-jähriges Mädchen.
Auch bei diesem Einsatz Mitte Juli wurden laut Polizei Waffen sichergestellt. Es seien demnach Gewehre, vier Pistolen, zwölf Messer, Macheten und Hackbeile sowie 182 Schuss Munition verschiedenen Kalibers gefunden worden. Zudem seien auch mehrere gefälschte Pässe sowie Ausweise sichergestellt worden.
Auf der sogenannten Balkanroute soll laut Behörden seit Monaten eine neue Migrationswelle zu beobachten sein. Immer mehr Menschen versuchten, den Zaun zu Ungarn zu überwinden und in die EU zu gelangen. Den ungarischen Behörden zufolge wurden in diesem Jahr bislang bereits mehr als 100.000 illegale Migranten in diesem Teil der Außengrenze aufgehalten.
Auch die Zahlen aus Slowenien deuten auf einen Anstieg hin. Laut der Polizei dieses EU-Mitgliedslandes wurden in der ersten Jahreshälfte mehr als 6.000 Fälle von illegaler Einreise bearbeitet. Das sei demnach ein Anstieg von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie die Internet-Plattform Euractiv berichtet, stamme der größte Teil aus Afghanistan. Danach folgten Pakistan und Indien.
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