Seit dem März vergangenen Jahres hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins im Rekordtempo angehoben. Dieser liegt nun zwischen 5,25 bis 5,5 Prozent. Damit stiegen auch die Hypothekenzinsen, die eng an den Leitzins gekoppelt sind, wie das Handelsblatt am Montag berichtet.
Die Häuserpreise in den USA schwächten sich von ihrem hohen Niveau im vergangenen Jahr nur leicht ab, mittlerweile steigen sie sogar wieder. Für viele US-Amerikaner wird dadurch der Traum von den eigenen vier Wänden unbezahlbar. Denn: Für einen Häuserkredit mit 30-jähriger Laufzeit müssen Käufer mittlerweile mehr als sieben Prozent zahlen. Das ist der höchste Stand seit 20 Jahren. Dadurch werden die Hypothekenzahlungen in vielen Fällen um mindestens 1.000 Dollar teurer – im Monat.
Die steigenden Hypothekenzinsen haben nicht nur potenzielle Käufer in die Flucht geschlagen, sie sind auch der Grund, warum Hausbesitzer, die grundsätzlich bereit wären, zu verkaufen, das derzeit nicht tun. Der Wirtschaftsexperte Taylor Marr, Ökonom vom Maklerhaus Redfin, erklärt sich dadurch das knappe Angebot auf dem US-Häusermarkt. Die Kreditanträge für Hauskäufe fielen Ende August auf den niedrigsten Stand seit fast 30 Jahren. Dazu kommt, dass über 90 Prozent der Hausbesitzer, die aktuell eine Hypothek abbezahlen, Zinsen von unter sechs Prozent zahlen, wie Redfin-Daten zeigen. Jeder Vierte zahlt sogar nur Zinsen von unter drei Prozent.
Daher landen nur wenige Häuser auf dem Markt: Denn wer sein Haus verkaufen möchte, um sich beispielsweise ein größeres zu kaufen, braucht einen neuen Kredit und steht somit deutlich höheren Finanzierungskosten gegenüber. Marr betont:
“Für die wenigen Häuser, die auf den Markt kommen, gibt es extrem viele Interessenten.”
Die spezielle Konstellation aus steigenden Preisen bei gleichzeitig steigenden Zinsen macht Wohnimmobilien in den USA so unerschwinglich wie zuletzt Anfang der 1980er-Jahre, zeigen Daten des Analysehauses Black Knight.
Die rapide Anhebung der Leitzinsen “hat sowohl die Nachfrage als auch das Angebot” auf dem Häusermarkt zerstört, meint Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian, der unter anderem die Allianz berät. Er fügt hinzu:
“Es gibt eine große Debatte darüber, ob wir den Häusermarkt kaputtgemacht haben.”
Auch in Deutschland ist die Lage auf dem Immobilienmarkt angespannt: Das hängt mit dem Anstieg der Bauzinsen von einem auf vier Prozent zusammen. Immobilienplattformen berichten, dass mehr Häuser und Wohnungen zum Verkauf stehen, sich aber deutlich weniger Interessierte einen Kauf leisten können. Das Baufinanzierungsvolumen hat sich daher halbiert im Vergleich zu der Zeit vor dem raschen Zinsanstieg.
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