Die Kritik an der kommenden Fußball-WM in Katar erhält neuen Zündstoff. Am 20. November wird das Turnier eröffnet. Dem ZDF gelang es durch ein Team vor Ort, hinter die Kulissen zu schauen. Das Ergebnis ist fatal für das offizielle WM-Organisationsteam. Der Beitrag zeigt unverhüllt die Gedankenwelt einer muslimisch geprägten Gesellschaft, in der der Islam die Staatsreligion darstellt.
In einem ersten Ausschnitt der ZDF-Dokumentation mit dem Titel: “Geheimsache Katar” (die vollständige Dokumentation ist über den Link abrufbar) wird unter anderem der offizielle WM-Botschafter Katars, der ehemalige Fußballer Khalid Salman, in seinem Haus besucht und später in einem Straßencafé interviewt. Dabei lenkt Salman das Gespräch selbst zum Reizthema Homosexualität, internationale Besucher und Grundrechte. Salman wörtlich:
“Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns zum Beispiel über Schwule reden. Das wichtigste ist doch, jeder wird akzeptieren, dass sie hierher kommen. Sie müssen aber unsere Regeln akzeptieren.”
ZDF-Reporter Breyer weist Salman darauf hin, dass laut katarischem Gesetz gleichgeschlechtliche Liebe verboten sei. In Salmans Augen sei gelebte Homosexualität “haram”, also nach islamischem Verständnis nicht erwünscht. Haram bedeutet auch “eine Sünde”, so Salman. Salmans folgende Erläuterung führt dann zum sofortigen Abbruch des Interviews durch seinen anwesenden Pressesprecher:
“Ich bin kein strenger Muslim. Aber warum ist es (Homosexualität) haram? Weil es ein Schaden des Geistes ist (im Original: “Because it’s a damage of the mind”).”
In einer anderen Beitragssequenz im Hause Salmans plaudert die anwesende Männerrunde über ihr Verständnis zu Frauen und entsprechenden Anspruchshaltungen von Ehemännern. Alle Ehefrauen dürfen nur vollverschleiert auf die Straße gehen. Zu den Gründen dieser Forderung erläutert ein anwesender Gast an den ZDF-Reporter gerichtet:
“Vergleich mal. Vor Dir liegt eine unverpackte Süßigkeit. Du weißt nicht, ob jemand sie berührt hat oder reingebissen hat, und eine Verpackte. Welche nimmst Du?”
#Katar2022 offizieller #WM2022 Botschafter #Khalid#Salman: schwul sein = geistiger Schaden und #Haram Weitere Inklusionsansätze in der Sharia thematisiert:Warum sollte eine Frau nur das Haus verlassen, nicht verhüllt sein wie verpackte Süßigkeit? pic.twitter.com/A3JxKgfbzX
— SteffMeff (@MeffSteff) November 8, 2022
Der ZDF-Beitrag wird die kontroverse Diskussion in der Fußball-Fangemeinschaft weiter anheizen. Bei den europäischen internationalen Ligaspielen fordern mittlerweile immer mehr Fans einen klaren Besuchs- bis hin zu Anschauungsboykott der WM:
Dortmund fans today…“BOYCOTT QATAR 2022″ pic.twitter.com/GfuaQhbdXn
— Football Away Days (@FBAwayDays) November 5, 2022
Auch in Schweden beziehen Fans klar Stellung gegen die WM – auf dem Spruchband in der Kurve von Hammarby steht: „Vor dem Fernseher, in der Kneipe, in der Gewerkschaft, Boykott der Weltmeisterschaft in Qatar“ #BoycottQatar2022pic.twitter.com/6f4wT04eRO
— Boycott Qatar 2022 (@boycottqatar22) November 7, 2022
Auch in Italien gibt es Proteste gegen die WM in Katar – wie hier von der Curva Nord in Pisa #BoycottQatar2022pic.twitter.com/UTJFpuUHAI
— Boycott Qatar 2022 (@boycottqatar22) November 7, 2022
Bereits im September kommentierte die Webseite queer.de die Entscheidung des Deutschen Fußballverbands, dass der Kapitän der deutschen Herrenfußball-Nationalmannschaft, Manuel Neuer vom FC Bayern München, zur WM in Katar eine spezielle, an die Regenbogenfahne erinnernde Kapitänsbinde tragen wird, mit der Feststellung:
“Neuer soll mit Pseudo-Regenbogen-Binde in Katar auflaufen. Statt Regenbogenfahne ein “One Love”-Symbol mit wahllosen Farbstreifen: Der DFB kuscht und respektiert die Queerfeindlichkeit des WM-Gastgebers Katar.”
One Love ❤️????????????????????Um ein Zeichen gegen Diskriminierung und für #Vielfalt zu setzen, wird Manuel Neuer bei den anstehenden beiden Nations League-Spielen und während der WM in Katar eine spezielle Kapitänsbinde tragen. #OneLove➡️ https://t.co/3NoJor10BCpic.twitter.com/lvtPfMeK2u
— DFB-Team (@DFB_Team) September 21, 2022
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte nach ihrem Besuch in Katar Anfang November:
“Alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben, müssen bei der WM sicher sein. Jeder Fan muss sich frei und ohne Angst bewegen können. Diese Sicherheitsgarantie hat mir der Premierminister von Katar heute gegeben”.
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