Nach fast 40 Jahren Ruhephase ist am Sonntag der Vulkan Mauna Loa auf Hawaii, der gleichnamigen Hauptinsel der Inselkette, ausgebrochen. Laut Angaben der US-Erdbebenwarte USGS bestehe aufgrund des Ausbruchs des Mauna Loa, der zu den höchsten aktiven Vulkanen der Welt zählt, derzeit allerdings keine Gefahr für umliegende Ortschaften, da sich das Ausbruchsgeschehen bislang überwiegend auf den Krater Moku’āweoweo auf dem Gipfel des 4.169 Meter hohen Berges konzentriere.
“Die Lavaströme bedrohen keine hangabwärts gelegenen Gemeinden”, teilte die Behörde am Montag mit. Die Winde könnten jedoch vulkanische Asche, Gas und durch den Ausbruch erzeugtes Glas in Richtung der Ortschaften tragen.
This short video shows thermal camera footage of the onset of the #MaunaLoa eruption from the volcano’s summit. The temperature in degrees C is shown by the colored scale bar on the right. For additional information visit: https://t.co/rfwkMVSJKM#MaunaLoaEruptspic.twitter.com/PhHXbq9nNa
— USGS Volcanoes🌋 (@USGSVolcanoes) November 28, 2022
Auch hätten vergangene Ausbrüche des Mauna Loa gezeigt, dass Eruptionen des Vulkans vor allem in frühen Stadien sehr dynamisch seien, mahnte der USGS. “Wenn die Eruption im Moku’āweoweo (der Gipfelcaldera) bleibt, werden die Lavaströme höchstwahrscheinlich auf die Calderawände beschränkt sein. Wenn sich die eruptiven Schlote jedoch außerhalb der Calderawände bewegen, können sich die Lavaströme allerdings auch schnell hangabwärts bewegen.”
Bei seinem jüngsten Ausbruch im Jahr 1984 floss ein 25 Kilometer langer Lavastrom bis nah an die Stadt Hilo heran. Der Mauna Loa bedeckt die Hälfte der südlichsten Insel Hawaiis und erhebt sich mehr als 4.145 Meter über den Pazifischen Ozean. Unter Forschern gilt der Vulkan als hyperaktiv. Beobachtet werden seine Eruptionen bereits seit Jahrhunderten. Seit 1843, dem Beginn der detaillierten schriftlichen Aufzeichnungen, gab es demnach insgesamt 33 dokumentierte Eruptionen.
Genauso wie sämtliche andere Vulkane der Inselkette, verdankt der Mauna Loa seine Existenz gigantischen Ansammlungen geschmolzenen Gesteins, auch Hotspot genannt. Bewegt sich die darüberliegende Pazifikplatte, entstehen an dieser Stelle des Meeresbodens neue Vulkane. Auf Hawaii stieg die Anzahl der Erdbeben nach Angaben des USGS zuletzt kontinuierlich von fünf bis zehn Erdbeben pro Tag auf etwa zehn bis zwanzig Erdbeben pro Tag an. Spitzenwerte von mehr als hundert Erdbeben pro Tag wurden am 23. und 29. September verzeichnet, weshalb die Behörde mit einem baldigen Ausbruch des Vulkans rechnete. Die erhöhte Aktivität veranlasste den Hawaii Volcanoes National Park im Oktober, den Gipfel des Mauna Loa bis auf weiteres für alle Wanderer zu sperren.
Evakuierungen seien aufgrund des jüngsten Ausbruchs bisher jedoch nicht notwendig, wie die Behörden der Insel mitteilten. Allerdings gab der amerikanische Wetterdienst am Montag eine Aschefallwarnung für die Insel Hawaii heraus. Während eines Vulkanausbruchs werden in der Regel große Mengen an Gas und Partikeln in die Atmosphäre geschleudert, darunter Asche, Schwefeldioxid und Kohlendioxid. Es wird befürchtet, dass sich auf Teilen der Insel bis zu einem halben Zentimeter Asche ansammeln könnte. “Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten in ihren Häusern bleiben, um das Einatmen von Aschepartikeln zu vermeiden, und alle, die sich im Freien aufhalten, sollten Mund und Nase mit einer Maske oder einem Tuch bedecken”, hieß es in der Stellungnahme der Behörden.
Auf Twitter veröffentlichten Zeugen zahlreiche Fotos und Videos, die den blutroten Himmel infolge des Ausbruchs zeigten. Das USGS veröffentlichte seinerseits das Foto einer Webcam auf dem Gipfel des Vulkans. Darauf ist zu sehen, wie sich Lava im Krater ausbreitete. In der Nacht zu Montag schwappte die Lava nur selten über den Rand der Caldera über. Doch als die Sonne aufging, sah man geschmolzenes Gestein aus neuen Rissen an der nordöstlichen Flanke des Vulkans austreten − einem Teil des Berges, der aufgrund der seismischen Aktivitäten langsam auseinandergerissen wird.
Wie die vergangenen Ausbrüche des Mauna Loa gezeigt haben, ist es derzeit schwer zu sagen, wie sich die jetzige Eruption entwickeln wird. So seien explosive Aktivitäten auf dem Gipfel, die Aschewolken erzeugen können, zwar möglich, so das USGS. Bei diesem Ausbruch sei dies jedoch unwahrscheinlich. Die größte Gefahr gehe demnach von den Lavaströmen an der Flanke des Vulkans aus. Vorerst wolle der USGS den Vulkan weiterhin rund um die Uhr überwachen und Proben der Lava entnehmen, um zu sehen, ob sich ihre Zusammensetzung − und somit auch ihr Potenzial für zerstörerische Explosionen − im Laufe des Ausbruchs verändert.
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