Bloomberg berichtet unter Berufung auf eine Meldung des estnischen Rundfunks, Russland habe den unter liberianischer Flagge fahrenden Öltanker Green Admire (IMO 9927196) beim Durchfahren russischer Gewässer festgesetzt.
Der Tanker startete im estnischen Hafen Sillamae, hat Schieferöl geladen und war auf dem Weg nach Rotterdam. Größere Schiffe, die den Hafen Sillamae verlassen, fahren meist durch russische Territorialgewässer, weil die Sandbänke vor Estland eine Passage erschweren. Das estnische Transportministerium erklärte, so Bloomberg, es handele sich um den ersten derartigen Vorfall, und es werde künftig versuchen, Schiffe durch die estnischen Gewässer zu lenken.
Estland hatte erst vor wenigen Tagen versucht, die Jaguar, einen Tanker unter der Flagge von Gabun, der auf dem Weg zum russischen Hafen Primorsk war, aus internationalen Gewässern in seine Hoheitsgewässer zu drängen, war damit aber gescheitert. Unter anderem soll eine russische SU-35S die estnische Attacke, an der zwei Patrouillenschiffe, ein Amphibienhubschrauber und ein Flugzeug beteiligt waren, mit abgewehrt haben.
In den vergangenen Monaten wurden Übergriffe gegen Tanker verschiedener Flaggenstaaten, die russisches Öl transportieren, immer häufiger. Mit der neuesten, noch nicht veröffentlichten Sanktionsliste der EU soll sich die Zahl jener Tanker, die als Bestandteil der “russischen Schattenflotte” definiert werden, 200 nähern. Dabei erfolgten die meisten dieser Übergriffe in internationalen Gewässern, verstoßen also gegen das internationale Seerecht.
Russland hatte zuletzt in der Ostsee ein Manöver durchgeführt, in dem die Begleitung eines zivilen Konvois durch Kriegsschiffe geübt wurde, was in der EU für große Aufregung sorgte, allerdings, wie an der Jaguar zu sehen, nicht zu einer Einstellung der Übergriffe führte.
Von russischer Seite gibt es bisher keine Bestätigung bezüglich der Green Admire. Auf Schiffstrackern ist zu sehen, dass sie derzeit im Golf von Finnland vor Anker liegt.
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