Presseberichten zufolge ist der seit Februar 2020 amtierende Leiter des Bezirksamts von Hamburg-Nord und Grünen-Politiker Michael Werner-Boelz (56) in das Visier von Kriminellen geraten, die ihn um 50.000 Euro erpressen wollten. Der Betrug wird der sogenannten “Sextortion”-Masche zugeordnet, bei der es um eine Kombination von Sex und Erpressung geht.
“Freundlichkeiten”
Werner-Boelz erklärte zu dem Erpressungsversuch, dass er Anfang des Jahres über Facebook von einer vermeintlich 30-jährigen Französin kontaktiert wurde. Der Austausch über das “soziale Netzwerk” sei über Monate gelaufen, bis schließlich auch Gespräche über die Plattform Skype geführt wurden, wie die Berliner Zeitung berichtet.
Die Frau hatte eine Art Vertrauensverhältnis zu dem Politiker aufgebaut, indem sie vorgab, von Werner-Boelz “fasziniert” zu sein, wie Bild schreibt. Werner-Boelz hätten die freundlichen Worte “nach langen Arbeitstagen” gutgetan, und er müsse sich geschmeichelt gefühlt haben. Nachdem die Französin, die vorgab, in Bramfeld, einem Stadtteil ebenfalls im Hamburger Norden, zu wohnen, von sich ein Nacktbild geschickt hatte, sollte Werner-Boelz gleichziehen, tat es jedoch lange nicht.
Der Austausch über Skype soll dennoch über Monate weitergegangen sein, wobei die Frau weitere Nacktbilder geschickt haben soll.
Gescheiterte Erpressung
Die Cyber-Betrüger gelangten schließlich am vergangenen Ostersonntag zum Ziel, als Werner-Boelz auch von sich ein Nacktfoto an die Französin schickte, die vorgab, mittlerweile in Nantes zu leben. Damit schnappte die Betrugsfalle zu, denn unmittelbar darauf erhielt der Hamburger Bezirksamtsleiter eine Zahlungsaufforderung über 50.000 Euro. Sollte er diese Summe zahlen, würde sein Foto nicht ins Netz gestellt, versprachen die Kriminellen, die das Bild allerdings sofort gesichert hatten.
Tatsächlich soll das Foto “auf einer osteuropäischen Webseite” online zu finden sein. Denn Werner-Boelz weigerte sich zu zahlen – und erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Polizei und sogar die europäische Polizeibehörde Europol ermitteln in dem Fall. Es sei versucht worden, die Internet-Domain zu sperren, auf der das betreffende Foto des Hamburger Grünen veröffentlicht wurde.
Opfer warnt vor Erpressungsmasche
Werner-Boelz wird von der dpa mit folgendem Eingeständnis aus einer schriftlichen Erklärung zitiert, mit der er auf die Erpressung reagierte:
“Es ist kein leichter Schritt für mich, diesen Erpressungsversuch öffentlich zu machen. Wie jedes der vielen Opfer dieser besonders perfiden Art der Erpressung empfinde auch ich Scham über das Vorgefallene.”
Und weiter erklärte Werner-Boelz: “Ich möchte mit meinem Schritt vor Sextortion warnen und allen in einer ähnlichen Situation Mut machen, ihre Scham zu überwinden und die Tat zur Anzeige zu bringen.”
Der Hamburger Grüne steht nicht zum ersten Mal im Rampenlicht einer überregionalen Öffentlichkeit. Wie nicht nur der Spiegel anmerkt, sei Werner-Boelz schon 2021 “bundesweit in die Schlagzeilen” geraten, als er in einem Hamburger Neubaugebiet keine Einfamilienhäuser genehmigt hatte. Hintergrund dafür war die Koalitionsvereinbarung des Hamburger rot-grünen Senats, der per Einfamilienhaus-Verbot die Wohnungsnot hatte bekämpfen wollen.
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